
Pferden in freier Wildbahn, die sich eher langsam und vor allem auf Wiesen fortbewegen, ermöglicht der unbeschlagene Huf eine uneingeschränkte Funktionsfähigkeit und dient damit vor allem als Gefühlssensor für den Untergrund, um beispielsweise Unebenheiten direkt wahrzunehmen. Der Huf ist dabei so aufgebaut, dass er als Stoßdämpfer fungiert, in dem er durch seinen flexiblen Aufbau die Energie in Verformungsenergie umwandeln und so einen Teil der Kraft auffangen kann. Der Hufmechanismus ist ein Zusammenspiel aus den einzelnen Bestandteilen des Hufes, dabei spielen die Hornwand und die Hornröhrchen eine große Rolle, aber auch die Spreizung der Trachten erzielt eine zusätzliche Stoßdämpfung. Doch auch die Barhufe müssen regelmäßig gepflegt werden, damit sie ihre Funktion problemlos erfüllen können. Denn über den Bewegungsapparat hinaus erfüllt der Hufmechanismus auch andere Funktionen, wie die Unterstützung des Blut- und Nährstofftransportes und dadurch auch das Herzkreislaufsystem.
Hufeisen zwingend nötig?
Aber nicht jedes Pferd kann barhuf laufen, denn vor allem im Pferdesport ist das Hufeisen meist unausweichlich. Bei vielen Sportarten mit Pferden, ist die Belastung der Hufe sehr groß und das Horn wird schneller abgetragen als es nachwachsen kann, was gravierende Folgen für das Pferd haben kann. Doch durch den Beschlag ist der Hufmechanismus deutlich eingeschränkt und auch das Verletzungsrisiko ist erhöht, denn der Barhuf greift nahezu auf jedem Untergrund und verhindert das Ausrutschen, welches ein häufiges Verletzungsrisiko des Hufeisens ist. Viele Expert*innen raten daher, vor allem im intensiven Pferdesport die Pferde immer mit Eisen auszustatten. Im Rennsport beispielsweise ist das Hufeisen sogar laut Rennordnung Pflicht und somit unumgänglich. Es gibt aber auch ein Umdenken.
Ab 2024 dürfen Pferde und Ponys in Fahrprüfungen sowohl barhuf als auch mit Hufschuhen antreten, dass hat die Reglementkommission von Swiss Equestrian entschieden, nachdem es zahlreiche Einsprüche von Teilnehmer*innen sowohl aus dem Leistungs- und dem Breitensport als auch aus einigen Verbänden gab.
Hufschuhe – eine echte Alternative?
Hufschuhe sind ein kurzfristiger Schutz für die Hufe eines Pferdes und werden dem Pferd, welches sonst die meiste Zeit barhuf läuft, bei großen Belastungen angezogen. Wichtig dabei ist, dass die Hufschuhe genau passen und immer richtig angezogen und sauber gehalten werden, damit es nicht zu Druck- oder Scheuerstellen kommt. Zudem muss beachtet werden, dass sich die Hufe regelmäßig verändern und so auch die Hufschuhe regelmäßig überprüft und gegebenenfalls neu angepasst werden müssen. Doch wenn die Hufschuhe gut passen können sie Pferden vor allem bei großen Belastungen und auch im Sport gut helfen. Die Hufsohle wird ähnlich wie beim Barhuflaufen dauerhaft gefestigt und der Hufmechanismus nicht gestört, weshalb meistens auch deutlich weniger Hufkrankheiten auftreten. Denn nicht nur der Hufmechanismus wird gestärkt, auch der Tastsinn bleibt erhalten, was zur Hufgesundheit beiträgt.
Eisen vor allem in der Medizin eingesetzt
Vor allem in der Tiermedizin jedoch sind Hufeisen eine beliebte Behandlungsmöglichkeit. Fehlstellungen und Verletzungen können so leichter korrigiert und behandelt werden. Denn das Eisen sorgt für eine Entlastung der geschädigten Strukturen. Hierfür können die Hufeisen spezielle nach Röntgenbefund angefertigt werden, sodass der Huf optimal unterstützt und entlastet wird. Bei der Behandlung von Hufrehe oder Hufgeschwüren beispielsweise schaffen die Eisen häufig eine große Entlastung und tragen zu einer schnelleren Heilung bei. Zum Teil kann ein Eisen bei Pferden mit dünner Sohle auch prophylaktisch gegen Hufgeschwüre eingesetzt werden. Doch auch hier kommen Hufschuhe in Frage, denn auch diese können individuell angepasst und mit Sohlen erweitert werden, sodass die Hufe optimal unterstützt werden, sodass auch in Zukunft nicht mehr nur der Einsatz von Eisen bei der Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen helfen kann.
Fazit
Grundsätzlich kann jedes Pferd barhuf laufen und bei besonderen Beanspruchungen durch Hufschuhe geschützt werden. Jedoch müssen dafür immer einige Rahmenbedingungen stimmen. So sollte ein gut geschulter Hufschmied die Hufe des Pferdes regelmäßig überprüfen und pflegen. Und auch die Hufschuhe müssen passgenau sein und ständig kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Aber auch individuelle Ansprüche der Pferde müssen beachtete werden, denn es gibt Pferde, die jeweils mit oder ohne Eisen deutlich besser laufen können als andere. Doch wenn diese allgemeinen und individuellen Aspekte beachtet werden, kann grundsätzlich jedes Pferd, auch Sportpferde barhuf laufen und ohne Eisen leben.
Quellen (nach Angaben von):
Swiss Equestrian (14.11.2023). "FAHRSPORT: PFERDE UND PONYS DÜRFEN AUCH 2024 BARHUF ODER MIT HUFSCHUHEN AN DEN START". Im Internet: Fahrsport: Pferde und Ponys dürfen auch 2024 barhuf oder mit Hufschuhen an den Start - Swiss Equestrian (swiss-equestrian.ch). 21.11.2023.
Fundis Reitsport GmbH (2023). "Mit Beschlag oder barhuf: Welche Vor- und Nachteile bieten Hufeisen?". Im Internet: Mit Beschlag oder barhuf: Was ist besser? | FUNDIS Reitsport (fundis-reitsport.de). 21.11.2023.
JAHR MEDIA GmbH & Co. KG (14.08.2017). "Barhuf: Ohne Eisen zum gesunden Huf?". Im Internet: Barhuf: Ohne Eisen zum gesunden Huf? - (st-georg.de). 21.11.2023.
(RG)


