Kardiologie KleintierKlinik und Therapie bei Herzrhythmusstörungen

Lesen Sie hier über die klinischen Auswirkungen von Arrhythmien bei Hunden und Katzen und die Therapiemöglichkeiten. 

Inhalt
Ein Hund liegt auf dem Gras in der Natur. Die Sonne scheint und Sonnenstrahlen fallen ins Bild.
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Arrhythmien können beim Hund u.a. durch externe Faktoren bedingt sein- - Symbolbild

Klinische Auswirkungen von Arrhythmien

Die klinische Signifikanz von kardialen Arrhythmien ist variabel und kann von einzelnen Extrasystolen bis zu hgr. klinischer Beeinträchtigung und Risiko des Sekundentodes reichen. Das Ausmaß der hämodynamischen Beeinträchtigung hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, maßgeblichen Einfluss hierbei haben:

  • die Dauer der Arrhythmie
  • die Herzfrequenz
  • die Interaktion zwischen den Atrien und den Ventrikeln
  • das Ausmaß der strukturellen kardialen Veränderungen
  • die bisherige medikamentöse Therapie bzw. etwaige extrakardiale Einflüsse

Wichtig ist, dass all diese Faktoren Berücksichtigung finden und nicht nur das EKG selbst in den Fokus gerückt wird. Denn während bei Katzen Arrhythmien zumeist auf einer strukturellen Herzerkrankung beruhen ([5][6]), können diese bei Hunden auch durch externe Faktoren bedingt sein. Das gilt insbesondere für systemische Erkrankungen, die mit myokardialer Hypoxie einhergehen [7]. Nur bei Behandlung der tatsächlich zugrunde liegenden Ursache ist ein optimaler Therapieerfolg gewährleistet.

Tachyarrhythmien haben v.a. dann hämodynamische Auswirkungen, wenn die Herzfrequenz jenen Grenzwert überschreitet, bei dem ein weiterer Anstieg keine Erhöhung des Herzauswurfs mehr bringt, da die diastolische Füllung infolge der Tachyarrhythmie deutlich reduziert ist (point of diminishing returns).

Bradyarrhythmien hingegen haben aufgrund der erniedrigten Herzfrequenz eine Unterversorgung des Gewebes zur Folge. Zudem kann es dabei zu einer solchen Steigerung der Vorlast kommen, dass daraus kongestives Herzversagen resultiert [11].

Klinik

Je nach Schwere der Arrhythmie variieren auch die klinischen Symptome. Oftmals sind Schwäche bzw. Leistungsintoleranz, Synkopen oder auch Morgagni-Adams-Stokes-Anfälle zu beobachten.

Problematisch stellt sich die Detektion von transienten Arrhythmien dar – oder wenn sich anhand der Patientenhistorie keine eindeutige Differenzierung zwischen epileptiformen Anfällen und Synkopen ergibt. So ließ sich in der Humanmedizin bereits eindrücklich nachweisen, dass bei einem hohen Prozentsatz der Patienten fälschlicherweise eine Epilepsie diagnostiziert wurde [22], obwohl es sich eigentlich um Synkopen handelte.

Therapie

Trotz intensiver Forschung konnte bisher noch kein Konsensus bezüglich der Therapie von Arrhythmien gefunden werden. Dies trifft v.a. für Tachyarrhythmien im asymptomatischen Stadium zu. Auch die Beurteilung der Malignität von Arrhythmien muss oftmals anhand von Schemata aus der Humanmedizin erfolgen, die eine Klassifikation nach Schweregrad erlauben [2].

Während Synkopen oder Schwäche inzwischen erfolgreich therapiert werden können bzw. zumindest deren Auftreten reduziert werden kann, gibt es bislang noch keine erfolgversprechende Therapie zur Prophylaxe des plötzlichen Sekundentods. In der Humanmedizin kommen in diesem Zusammenhang implantierbare Kardiodefibrillatoren bzw. Katheterablationen zum Einsatz ([15][17]). In der Veterinärkardiologie sind diese Verfahren aufgrund technischer Limitationen bislang nur eingeschränkt möglich, können jedoch eine zukünftige Therapiemodalität darstellen ([4][13][14]).

Auch wenn der Sekundentod bislang nicht verhindert werden kann, so ist im Hinblick auf die Therapiewürdigkeit von Tachyarrhythmien dennoch zu beachten, dass diese Einfluss auf die kardiale Funktion nehmen und auf Dauer Myokardversagen verursachen können ([18][21]). Außerdem stellen Arrhythmien einen limitierenden Faktor für die Zuchttauglichkeit dar – dies gilt v.a. für Rassen mit einer Prädisposition für Kardiomyopathien, wie z.B. den Boxer oder Dobermann ([1][3][8][9][10][12][16][19][20]).

Originalbeitrag zum Nachlesen:
Klinik und Therapie von Rhythmusstörungen. In: Killich M, Hrsg. Kleintierkardiologie. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018.

(IR)

  1. Baumwart RD, Meurs KM, Atkins CE et al. Clinical, echocardiografic, and electrocardiografic abnormalities in Boxers with cardiomyopathy and left ventricular systolic dysfunction: 48 cases (1985–2003). J Am Vet Med Assoc 2005; 226(7): 1102–1104
  2. Bigger JT, Jr., Weld FM. Shortcomings of the Lown grading system for observational or experimental studies in ischemic heart disease. Am Heart J 1980; 100(6 Pt 2): 1081–1088
  3. Calvert C, Meurs, KM. Cardiomyopathy in Doberman Pinschers. In: Bonagura J, Twedt, DC, Hrsg. Kirk's Current Veterinary Therapy. XIV. 14. Aufl. St. Louis, Missouri: Saunders Elsevier; 2009: 800–803
  4. Cappato R, Smith WM, Hood MA et al. Subcutaneous chronic implantable defibrillation systems in humans. J Interv Card Electrophysiol 2012; 34(3): 325–332
  5. Cote E, Jaeger R. Ventricular tachyarrhythmias in 106 cats: associated structural cardiac disorders. J Vet Intern Med 2008; 22(6): 1444–1446
  6. Cote E. Feline arrhythmias: an update. Vet Clin North Am Small Anim Pract 2010; 40(4): 643–650
  7. Keyes ML, Rush JE, Morais HSA et al. Ventricular Arrhythmias in Dogs With Splenic Masses. J Vet Emerg Critic Care 1993; 3(1): 33–38
  8. Kluser L, Holler PJ, Simak J et al. Predictors of Sudden Cardiac Death in Doberman Pinschers with Dilated Cardiomyopathy. J Vet Intern Med 2016; 30(3): 722–732
  9. Meurs KM, Stern JA, Reina-Doreste Y et al. Natural history of arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy in the boxer dog: a prospective study. J Vet Intern Med 2014; 28(4): 1214–1220
  10. Motskula PF, Linney C, Palermo V et al. Prognostic Value of 24-Hour Ambulatory ECG (Holter) Monitoring in Boxer Dogs. J Vet Intern Med 2013; 27(4): 904–912
  11. Oyama MA, Sisson DD, Lehmkuhl LB. Practices and outcome of artificial cardiac pacing in 154 dogs. J Vet Intern Med 2001; 15(3): 229–239
  12. Palermo V, Stafford Johnson MJ, Sala E et al. Cardiomyopathy in Boxer dogs: a retrospective study of the clinical presentation, diagnostic findings and survival. J Vet Cardiol 2011; 13(1): 45–55
  13. Pariaut R, Saelinger C, Queiroz-Williams P et al. Implantable cardioverter-defibrillator in a German shepherd dog with ventricular arrhythmias. J Vet Cardiol 2011; 13(3): 203–210
  14. Pariaut R, Saelinger C, Vila J et al. Evaluation of shock waveform configuration on the defibrillation capacity of implantable cardioverter defibrillators in dogs. J Vet Cardiol 2012; 14(3): 389–398
  15. Pedersen CT, Kay GN, Kalman J et al. EHRA/HRS/APHRS expert consensus on ventricular arrhythmias. Heart rhythm 2014; 11(10): e166–196
  16. Petric AD, Stabej P, Zemva A. Dilated cardiomyopathy in Doberman Pinschers: Survival, Causes of Death and a Pedigree Review in a Related Line. J Veterinary Cardiol 2002; 4(1): 17–24
  17. Priori SG, Blomstrom-Lundqvist C, Mazzanti A et al. 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death: The Task Force for the Management of Patients with Ventricular Arrhythmias and the Prevention of Sudden Cardiac Death of the European Society of Cardiology (ESC). Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC). Eur Heart J 2015; 36(41): 2793–2867
  18. Shinbane JS, Wood MA, Jensen DN et al. Tachycardia-induced cardiomyopathy: a review of animal models and clinical studies. J Am Coll Cardiol 1997; 29(4): 709–715
  19. Stern JA, Meurs KM, Spier AW et al. Ambulatory electrocardiografic evaluation of clinically normal adult Boxers. J Am Vet Med Assoc 2010; 236(4): 430–433
  20. Wess G, Schulze A, Geraghty N et al. Ability of a 5-minute electrocardiography (ECG) for predicting arrhythmias in Doberman Pinschers with cardiomyopathy in comparison with a 24-hour ambulatory ECG. J Vet Intern Med 2010; 24(2): 367–371
  21. Wilson JR, Douglas P, Hickey WF et al. Experimental congestive heart failure produced by rapid ventricular pacing in the dog: cardiac effects. Circulation 1987; 75(4): 857–867
  22. Zaidi A, Clough P, Cooper P et al. Misdiagnosis of epilepsy: Many seizure-like attacks have a cardiovascular cause. J Am Coll Cardiol 2000; 36(1): 181–184

Dieser Beitrag ist ein Auszug des Kapitel "Klinik und Therapie von Rhythmusstörungen" aus dem Buch "Kleintierkardiologie".