
Aufgrund der dramatischen Folgen, die eine Einschleppung des Virus der Afrikanischen Pferdepest nach Europa hätte, sollte jeder Tierarzt mit den charakteristischen Symptomen vertraut sein und Verdachtsfälle sofort anzeigen. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schwierig und aufwendig eine Eradikation ist. Nur ein frühes Eingreifen ermöglicht eine schnelle erfolgreiche Auslöschung eines Seuchenausbruchs.
Erreger
Viruserkrankung der Equiden durch das African Horse Sickness Virus (AHSV)
AHSV: Doppelsträngiges RNA-Orbivirus, Familie Sedoreoviridae, verschiedene Serotypen
Übertragung durch blutsaugende Insekten, v. a. Gnitzen (Culicoides)
Epidemiologie
alle Equiden empfänglich:
Zebras gelten als Virusreservoir (angeborene Immunität)
Pferde: keine angeborene Immunität
Esel: Teilimmunität
andere Tiere (Schafe, Ziegen, wildlebende Karnivoren) selten betroffen, keine epidemiologische Bedeutung
gravierende Ausbrüche, z. B. 1854/55 (40% Pferdebestand des Kaps der Guten Hoffnung betroffen), 1987 – 1990 in Spanien (> 1000 Pferde gestorben/
euthanasiert; ca. 200 000 Pferde geimpft)Häufigkeit und Ausmaß durch Impfstoffe und verringerte Population reduziert
Pathogenese
Übertragung durch Culicoides-Mücken, v. a. Culicoides imicola
primäre Vermehrung in Lymphknoten, danach Befall von Endothelzellen der Zielorgane (Lunge, Herz)
Tropismus für Endothel der Lunge und des Herzens führt zu Ödemen, Ergüssen, Hämorrhagien
Virulenz des Serotyps und Immunstatus des Wirts beeinflussen Schwere der Erkrankung
Labordiagnostik: geringe akute Entzündungsreaktion, aber gestörte Hämostase
Klinisches Bild
Verlaufsformen:
Lungenform (Dunkop): hochakut, Fieber (bis 42 °C), Dyspnoe, schaumiger Nasenausfluss, fast 100% Mortalität
Herzform (Dikkop): subakut, Fieber (39 – 41 °C), Ödeme, Mortalität 50 – 70% innerhalb 4 – 8 Tagen
Fieberform: subakut, mild, mit leichtem Fieber
Mischform: Symptome der Herz- und Lungenform kombiniert

Differenzialdiagnosen
abhängig von Verlaufsform (z. B. EVA, EIA, Influenza, Pneumonie, Anthrax)
Fieberform: Abgrenzung von anderen fieberhaften Erkrankungen
Diagnostik
Diagnose in endemischen Gebieten durch typische Symptome und Virusnachweis
Methoden: Virusisolation (Zellkulturen, Hühnereier, Mäuseembryos), ELISA, RT-PCR (schnelle Identifikation, Typisierung)
Therapie
keine spezifische Therapie verfügbar
symptomatische Behandlung: Entzündungshemmer, Diuretika, Infusionstherapie
anekdotische Mittel (z. B. Rooibos, Kräutermischungen) ohne belegte Wirksamkeit
Prophylaxe
Vektorkontrolle: Einsatz von Larviziden, Entfernung von Brutstätten, Schutzmaßnahmen (Eindecken, Insektizide)
Impfung
polyvalente attenuierte Lebendvakzine: Zwei Impfdosen, jährliche Verabreichung in endemischen Gebieten; es dauert bis zu 6 Jahren oder 8 Impfungen, bis sich eine belastbare Immunität entwickelt
Herausforderungen: Variierende Immunantwort, Reversion zur Virulenz, Risiko der Bildung neuer Varianten, keine DIVA-Fähigkeit (Differenzierung zwischen geimpften und infizierten Tieren)
ATF-Fortbildung
Ein aktuelles Artikel "Afrikanische Pferdepest" gibt einen Überblick über die Erkrankung und thematisiert das Risiko eines Ausbruchs in Europa.
Der Originalbeitrag steht als kostenpflichtige ATF-Fortbildung zur Verfügung (für VetCenter- und Pferdespiegel-Abonnenten frei): Thieme CME
Der Originalartikel zum Nachlesen:
Schliewert E C. Afrikanische Pferdepest. Pferdespiegel 2025; 28(01): 35 - 45. doi:10.1055/a-2441-9619



