Open AccessDie granulozytäre Anaplasmose beim Pferd

Die equine granulozytäre Anaplasmose wird durch Zecken übertragen. Ein aktueller Fallbericht berichtet von einem klinischen Fall in Deutschland und beleuchtet die epidemiologische Lage. 

Horse in nature during sunset
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Infektionen mit A. phagocytophilum können aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen mittlerweile ganzjährig auftreten. - Symbolbild

Die equine granulozytäre Anaplasmose (EGA) ist eine durch Zecken übertragene bakterielle Infektionskrankheit, die durch das intrazelluläre Bakterium Anaplasma phagocytophilum verursacht wird. Die Erkrankung betrifft vor allem Pferde in gemäßigten Klimazonen und gewinnt aufgrund klimatischer Veränderungen zunehmend an Bedeutung. In dem klinischen Fallbericht werden die typischen Symptome, diagnostische Verfahren und Therapieoptionen bei der EGA dargestellt. Außerdem wird die epidemiologische Situation mit dem Fokus auf Deutschland beleuchtet.

Klinischer Fall: Diagnostik & Therapie

Ein 10 Jahre alter Wallach (Morgan Horse x Mustang) mit einem Körpergewicht von 450 kg wurde in Hessen in einem Aktivstall mit täglichem Weidegang gehalten. Geführt wurde er als Freizeitpferd mit regelmäßigen Ausritten ins Gelände. Auslandsaufenthalte waren nicht bekannt. Der Wallach wurde regelmäßig geimpft (Tetanus und Herpes) und entwurmt. Grunderkrankungen waren nicht bekannt.

Das betroffene Pferd zeigte zum Zeitpunkt der Erstvorstellung im Juni unspezifische Symptome wie Fieber, Apathie, Inappetenz und eine reduzierte Allgemeinverfassung. Außerdem zeigte sich lateral am Präputium eine etwa erbsengroße Schwellung, die möglicherweise durch einen Zeckenstich verursacht worden sein könnte. Aufgrund des Fiebers wurde das Pferd bereits am Tag der Erstvorstellung von der Herde isoliert, zeigte jedoch trotz symptomatischer Behandlung an Tag 2 erneut Fieber mit einer Körpertemperatur von 39,7°C.

Die Diagnostik der EGA umfasste eine Kombination aus klinischer Untersuchung, hämatologischer Analyse, mikroskopischem Nachweis von Morulae in neutrophilen Granulozyten, PCR-Diagnostik und serologischen Tests. Im beschriebenen Fall wurde eine Panzytopenie mit einer mittelgradigen Thrombozytopenie, einer gering- bis mittelgradigen Anämie und einer geringgradigen Leukopenie sowie ein Stressblutbild mit Lymphopenie und Eosinopenie festgestellt. Eine PCR-Untersuchung bestätigte die akute Infektion. Zusätzlich wurden Antikörper gegen A. phagocytophilumnachgewiesen, was auf einen Erregerkontakt hinweist. Die PCR gilt als sensitivste Methode zum Nachweis einer akuten Infektion.

Die Behandlung erfolgte mit Oxytetracyclin, das intravenös verabreicht wurde. Bereits kurz nach Beginn der Therapie zeigte das Pferd eine deutliche klinische Besserung. Die Autoren empfehlen eine PCR-Kontrolle 5–8 Tage nach Therapieende, um den Therapieerfolg zu überprüfen. Die Antibiose wurde nach der PCR-Kontrolle auf A. phagocytophilum mit negativem Ergebnis abgesetzt.

Die epidemiologische Situation

In Deutschland ist der Hauptvektor der Erreger die Zecke Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock)), deren Aktivität in den Monaten April bis Juli am höchsten ist. Aufgrund des Klimawandels und milder Winter besteht jedoch inzwischen ein ganzjähriges Infektionsrisiko. Die EGA wird zunehmend als relevante Erkrankung bei Pferden erkannt. Auch in der Humanmedizin gilt A. phagocytophilum als aufkommender Erreger (emerging pathogen), was die Bedeutung einer interdisziplinären Überwachung unterstreicht.

Bedeutung für die Praxis

Für Tierärzt*innen ist es entscheidend, die EGA bei Pferden mit unspezifischen Symptomen in die Differenzialdiagnose einzubeziehen. Die PCR-Diagnostik sollte frühzeitig genutzt werden, um eine akute Infektion zu bestätigen. Eine schnelle Einleitung der antibiotischen Therapie verbessert die Prognose erheblich. Zudem ist eine kontinuierliche epidemiologische Überwachung notwendig, um das Infektionsrisiko besser einschätzen und präventive Maßnahmen entwickeln zu können.

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Der Fachartikel "Die granulozytäre Anaplasmose des Pferdes: ein Fallbericht und die epidemiologische Situation mit Fokus auf Deutschland" aus der Tierärztlichen Praxis Großtiere steht Ihnen kostenfrei als Open-Access-Artikel zur Verfügung.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Axt C W, Springer A, Besse A et al.Die granulozytäre Anaplasmose des Pferdes: ein Fallbericht und die epidemiologische Situation mit Fokus auf Deutschland.Tierärztliche Praxis Ausgabe G: Großtiere / Nutztiere 2024; 52(06): 352 - 360. doi:10.1055/a-2418-6540

(IR)