
Wer sich ein Stück Natur ins Wohnzimmer holen möchte, ist mit einem Meerwasseraquarium gut beraten: Korallenriffe sind prächtig bunt und bieten Lebensräume für Krebstiere, Schnecken, Stachelhäuter wie Seeigel oder Seesterne, Röhrenwürmer, Schwämme, Fische und viele weitere Arten. „Der Einstieg in die Meerwasseraquaristik ist zwar etwas anspruchsvoller als bei Süßwasser – mit gründlicher Planung und etwas Geduld aber gut umsetzbar und vor allem lohnend“, sagt Jürgen Hirt, Fachreferent für Heimtiere beim Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e. V. „Beim Thema Meerwasser denken manche Tierhalter*innen an hohe Kosten, Großaquarien und komplizierte Wasserchemie. Doch die Faszination der Meerwasseraquaristik lässt sich heutzutage schon in kleinen Becken erleben und muss nicht grundsätzlich teuer sein.“
Tipp 1: Meerwasser am besten fertig kaufen
Natürliches Meerwasser ist eine komplexe Mischung aus Wasser, gelösten Salzen und Gasen wie Sauerstoff. Dabei machen Chlorid und Natrium fast 86 % der gelösten Salze aus. Den Rest bilden Sulfat, Magnesium, Kalzium sowie Hydrogenkarbonate und Spurenelemente. „Der Salzgehalt in der Summe beträgt dabei 35 g auf einen Liter Wasser, was einer Salinität von 35 Promille entspricht“, erklärt Hirt. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht: Für kleinere Aquarien gibt es einfach gebrauchsfertiges Meerwasser zu kaufen. Bei größeren Mengen bieten sich fertige Meersalzmischungen an. Dabei wird das Salz langsam in Wasser eingerührt, bis der erforderliche Salzgehalt erreicht wurde. Am besten eignet sich dafür Osmosewasser, also Wasser, aus dem alle anderen Stoffe entfernt wurden.
Tipp 2: Nachzuchten besonders geeignet für Einsteiger*innen
„Der Schwerpunkt in der modernen Meerwasseraquaristik liegt auf der Haltung von Korallen“, sagt Experte Hirt. Diese bilden festsitzende Kolonien, in denen viele einzelne Korallenpolypen miteinander verbunden sind. Das Meerwasser um die Korallenriffe ist bezüglich Temperatur, Salzkonzentration und Zusammensetzung relativ konstant. Daher reagieren einige Korallenarten sehr empfindlich auf Veränderungen des Wassers, während andere – beispielsweise Arten, die eher in den oberen Bereichen der Riffe vorkommen – robuster und daher anfängerfreundlicher sind. Hierzu zählen vor allem die Weichkorallen, wie beispielsweise Lederkorallen, Xenia und Scheibenanemonen. „Der Fachhandel bietet heute viele nachgezüchtete Korallen an, die sich besonders für Einsteiger*innen eignen“, empfiehlt Hirt.
Tipp 3: Korallen richtig versorgen
Die meisten Korallen lassen sich sehr gut pflegen und problemlos durch Teilung vermehren. „Die Schlüssel zum Erfolg sind dabei vor allem Licht, Strömung und eine geringe Wasserbelastung“, sagt Hirt. Licht spielt bei der Haltung von Korallen eine herausragende Rolle, da die Tiere in Symbiose mit sogenannten Zooxanthellen leben. Diese leben im Gewebe der Koralle und können ähnlich wie Pflanzen mithilfe von Licht energiehaltige Stoffe bilden, von denen sich die Koralle letztendlich ernährt. Da Korallen nicht in der Lage sind, sich aktiv zu bewegen, sind sie darüber hinaus darauf angewiesen, dass sie durch die Strömung ausreichend mit Mineralstoffen und Sauerstoff versorgt werden.
Viele Korallen reagieren empfindlich auf zu hohe Konzentrationen von Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat. Im Meerwasser lassen sich diese, bevor sie entstehen, mit sogenannten Abschäumern entfernen. Aufgrund ihrer Größe werden Abschäumer und gegebenenfalls weitere erforderliche Technik in der Regel in separaten Filterbecken untergebracht.
Tipp 4: Eine gründliche Planung ist Voraussetzung
Damit der Einstieg in die Meerwasseraquaristik gelingt, sollten eine realistische, gründliche Planung und die gezielte Auswahl von Arten im Vordergrund stehen. Schon für ein kleines Budget lassen sich spannende Nano-Meerwasseraquarien errichten, ein Aquarium mit vielen Steinkorallen ist aufgrund der erforderlichen Technik teurer. Wichtig ist zudem die genaue Planung der zu pflegenden Arten.
Mit einem Fischbesatz gelangen automatisch mehr Schadstoffe ins Wasser, die unter Umständen mithilfe einer aufwändigeren Filterung entfernt werden müssen. Auch die erforderliche Aquariengröße hängt stark von der Anzahl und Größe der gewünschten Fischarten ab. Der auf die Meerwasseraquaristik spezialisierte Fachhandel kann hier wichtige Tipps geben.
Auch die räumliche Planung eines Meerwasseraquariums sollte genau bedacht werden. Da sich die Korallen nicht bewegen können, müssen mithilfe von natürlichem oder künstlichem Riffgestein gezielt Stellen mit der erforderlichen Lichtintensität und Strömung geschaffen werden. Wird der Steinaufbau geschickt umgesetzt, lassen sich auch Korallen mit unterschiedlichen Anforderungen pflegen.
Tipp 5: Haben Sie Geduld!
„Neben einer gründlichen Planung spielt in der Meerwasseraquaristik auch Geduld eine wichtige Rolle“, sagt Hirt. „In einem neu eingerichteten Meerwasseraquarien müssen sich erst bestimmte Bakterien ansiedeln, damit erwünschte biochemische Prozesse ablaufen können – erfahrungsgemäß kann diese Phase mehrere Wochen dauern. Sie kann durch den Einsatz bzw. das Einbringen sogenannter Lebender Steine, geeigneter Bakterienpräparate oder durch Steine bzw. Wasser eines schon länger gut eingelaufenen Aquariums beschleunigt werden.“ Wenn sich die Wasserwerte – insbesondere Ammoniak, Nitrit, Nitrat und Phosphat – stabilisiert haben, können beispielsweise algenfressende Schnecken (wie Nassarius sp., Trochus sp.) und Einsiedlerkrebse einziehen. Korallen und Fische folgen dann unter Beachtung der Wasserwerte nach und nach.
Quelle (nach Angaben von):
Das Meerwasseraquarium: Ein Korallenriff für zu Hause
(JD)


