PferdDie Beurteilung des Reitpferdes mittels Ridden Horse Pain Ethogramm

Damit Lahmheiten und Schmerzen beim Reitpferd nicht unentdeckt bleiben, kann ein Ethogramm helfen, diese als Ursache für reduzierte Leistungen zu identifizieren. 

Detailaufnahme von einer reitenden Frau. Das Pferd ist braun und man sieht den Bereich, an dem Der Unterschenkel am Pferd liegt. Die Person trägt eine dunkelblaue Reithose und schwarze Reitstiefel.
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Durch die rechtzeitige Identifikation von Lahmheiten können adaptive Veränderungen und Muskeldysfunktionen verhindert werden. – Symbolbild

Die international hoch angesehene Pferdetierärztin Sue Dyson ist spezialisiert auf die Diagnose von Lahmheiten und Leistungsschwäche. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Verbesserung der Leistung und des Wohlbefindens gerittener Pferde durch die Erweiterung evidenzbasierten Wissens. Aus Frustration heraus entwickelte sie ein Ethogramm, das Reiter*innen, Trainer*innen und Tierärzt*innen dazu befähigen soll, anhand des Pferdeverhaltens Lahmheiten als Ursache für schlechte Leistungen zu erkennen, damit sich primäre Probleme nicht verschlechtern oder sich gar sekundär adaptive Veränderungen und Muskeldysfunktionen entwickeln – denn Dyson weiß aus verschiedenen Studien, dass etwa 50% der Sportpferde lahmen, obwohl die Besitzer*innen der Meinung sind, dass sich ihre Pferde problemlos reiten lassen. Auch Veränderungen im Verhalten, die eine Folge von Schmerzen sind, werden nicht wahrgenommen. 

Zusammen mit Dr. Jeannine Berger, einer amerikanischen Spezialistin für Tierverhalten hat sie das Ridden Horse Pain Ethogramm (RHpE) entwickelt, das auf der Mimik, der Kopfbewegung und der Beurteilung von Körper- und Gangmarkern gerittener Pferde basiert. Grundlage hierfür lieferte die Auswertung von Videoaufnahmen von lahmenden und lahmfreien Pferden. Die Merkmale, die hierbei am häufigsten bei lahmenden Pferden zu sehen waren, wurden in das Ethogramm eingearbeitet, das damit 24 Verhaltensweisen umfasst. Diese waren insgesamt 10mal häufiger bei Pferden mit muskuloskelettalen Schmerzen zu sehen als bei gesunden. Die Bewertung der Merkmale ergibt eine Gesamtpunktzahl, die abschließend eingeordnet werden kann. Ein Score von ≥ 8/24 deutet demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Vorhandensein von muskuloskelettalen Schmerzen hin.

Um das RHpE erfolgreich nutzen zu können, rät die Dyson zu einer vorherigen Schulung über einen Online-Trainingskurs bei Equitopia (www.EquitopiaCenter.com). Mehr Infos über die Erforschung und Entwicklung des RHpE findet Ihr in unserem Artikel bei der HandsOn (Ausgabe 01/21).

Quelle:
Dyson S. Das Schmerz-Ethogramm des gerittenen Pferdes. Hands on - Manuelle und Physikalische Therapien in der Tiermedizin 2021; 3(01): 7 - 18. doi:10.1055/a-1254-2690