IgelFehlendes Nahrungsangebot erschwert Igeln die Überwinterung

Durch Klimaveränderungen und Parasiten werden Igel derzeit stark belastet. Der Deutsche Tierschutzbund ruft daher auf, ein Auge auf aktive Igel zu haben.

Ein junger Igel sitzt in einer Hand. Die Person trägt einen blauen Einmalhandschuh.
Deutscher Tierschutzbund e.V. / Marc Jeworrek
Dieser junge Igel wiegt weniger als 500 Gramm und wird im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes aufgepäppelt.

Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an alle Tierfreunde, tagsüber aktive Igel besonders im Blick zu haben. Aufgrund des Insektenrückgangs, den insbesondere Lebensraumveränderungen, Pestizide und Klimawandel ausgelöst haben, finden viele Igel kaum noch artgemäße Nahrung. Viele dieser Tiere erkranken oder sind untergewichtig. Ohne die Unterstützung vom Menschen haben viele Igel kaum eine Chance, den Winter zu überleben.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat Ende 2024 den Igel in ihrer Roten Liste der bedrohten Arten erstmals als „potenziell gefährdet“ eingestuft.

Fehlende Futterreserven für den Winter

„Straßenverkehr, der Verlust von Lebensräumen und der Rückgang der Insekten durch Pestizide treffen den Igel besonders hart“, sagt James Brückner, Leiter des Referats für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Zudem werden viele Igel im Spätsommer geboren. Für diese Jungtiere reicht das enge Zeitfenster bis zum Winter dann oftmals nicht aus, um ausreichend Fettreserven für den Winterschlaf anzulegen.“

Zahl in Wildtierauffangstationen steigt

Wildtierauffangstationen arbeiten meist mit ehrenamtlich Engagierten und finanzieren sich überwiegend selbst. Eine staatliche Unterstützung, etwa über den von der Bundesregierung beschlossenen „Zukunftspakt Ehrenamt“, ist für sie nicht vorgesehen. „Für Wildtiere fühlt sich niemand zuständig, die Helfer werden allein gelassen“, kritisiert Brückner. In den Wildtierstationen und bei spezialisierten Pflegestellen steigt die Zahl der hilfsbedürftigen Igel derweil weiter an; viele sind am Rande ihrer Kapazitäten. „Wir erhalten viele Anfragen von Menschen, die junge oder geschwächte Igel gefunden haben“, berichtet Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. „Bei uns leben aktuell 15 Tiere, die ohne Hilfe den Winter nicht überstehen würden. Viele Jungtiere bringen weniger als 500 Gramm auf die Waage.“

Igelpopulation stark belastet

Die Ursachen für den schlechten Zustand vieler Igel liegen im Rückgang der Insektenbestände, der durch den Einsatz von chemischen Mitteln in der Landwirtschaft und den zunehmend milden Wintern beschleunigt wird. Statt Insekten, wie Laufkäfer und Schmetterlingslarven, fressen sie vermehrt Schnecken und Würmer, die Krankheitserreger in sich tragen, gegen die das Immunsystem der Igel nicht ausreichend gewappnet ist. Das führt zu einer Ausbreitung verschiedener Krankheiten unter den Tieren. Aufgeräumte Gärten, in denen Igel weder Unterschlupf noch Nahrung finden sowie der Einsatz von Mährobotern gefährden die Stacheltiere zusätzlich. Nicht zuletzt werden Hunderttausende jedes Jahr überfahren.

Hilfe für gefundene Igel 

Der Deutsche Tierschutzbund rät Findern, Igel mit starkem Parasitenbefall oder Symptomen wie Husten bei Tierärzt*innen vorzustellen. Besonders aufmerksam sollten Tierfreunde werden, wenn sie die normalerweise nachtaktiven Tiere tagsüber sehen. In diesen Fällen lohnt ein Blick auf die Waage:  Wiegt ein junger Igel nur knapp unter 500 Gramm und ist augenscheinlich gesund, kann man ihm über eine Zufütterung mit Nassfutter für Katzen und Wasser helfen. Im Zweifel sollte das weitere Vorgehen mit einer qualifizierten Auffangstation oder dem Tierheim abgesprochen werden.

Gartenbesitzer*innen können Igeln helfen, indem sie Laub- und Reisighaufen liegen lassen und auf chemische Mittel verzichten. Kleine Durchgänge in Zäunen schaffen Wege zwischen Grundstücken. Wer auf Mähroboter verzichtet, schützt Tiere, die auf der Suche nach Nahrung über den Rasen laufen.

Meldung vom 23.10.2024, zuletzt aktualisiert am 15.10.2025.

Quellen (nach Angaben von):
Junge Igel finden nicht genug Futter (tierschutzbund.de) 09.10.2024
Immer mehr Jungigel finden vor dem Winter zu wenig Nahrung (tierschutzbund.de)

(IR)