ZiervögelWellensittich-Nachwuchs: Was gibt es zu beachten?

Immer mehr Vogelhalter*innen möchten eigenen Nachwuchs ihrer gefiederten Lieblinge. Doch dafür müssen die passenden Bedingungen geschaffen werden – auch während der Brutzeit.

Zwei junge Wellensittich-Küken sitzen nebeneinander auf einer Stange. Ihr blaues und gelb-grünes Gefieder ist noch nicht ganz entwickelt.
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Bekommen Wellensittiche Nachwuchs, sollten die Bedürfnisse der Vogeleltern im Mittelpunkt stehen.

In bundesdeutschen Haushalten leben rund 3,2 Millionen Ziervögel – über die Hälfte davon sind Wellensittiche. Im Schnitt leben 2,6 Vögel in Wellensittich-Haushalten – ein positives Zeichen, denn die sozialen Tiere sind auf Artgenossen angewiesen, um ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Zukünftige Vögel möchten manche Halter*innen nicht aus dem Zoofachhandel oder von Züchter*innen beziehen, sondern zu Hause selbst geeignete Rahmenbedingungen schaffen, sodass die Wellensittiche eigenen Nachwuchs großziehen können. Das war nicht immer einfach so möglich: Erst seit 2012 ist für die Nachzucht von Wellensittichen keine behördliche Erlaubnis mehr notwendig; hiervon ausgenommen bleibt weiterhin die gewerbliche Zucht der Vögel. Dennoch sollten Halter*innen sich vorab genau überlegen, ob sie die benötigte Zeit und Aufmerksamkeit einbringen können oder die Nachzucht nicht lieber weiterhin in Expertenhänden belassen wollen.

Geeignete Brutbedingungen schaffen

„Wellensittiche kommen ursprünglich aus Australien. Anders als unsere heimischen Vogelarten sind sie in der Natur also keinen saisonalen Temperaturschwankungen ausgesetzt, sondern müssen immer zum Brüten in der Lage sein, wenn etwa eine Regenzeit für ein ausreichendes Nahrungsangebot sorgt“, erklärt Gaby Schulemann-Maier, Vogelexpertin und Autorin mehrerer Fachbücher zu Wellensittichen. „Dass Wellensittiche in der Natur immer brutbereit sein müssen, haben sich die Vögel auch in Menschenobhut erhalten. Es gibt also keine feste Brutsaison – bei Vögeln in Außenvolieren sollte man aber im späten Herbst und Winter dennoch verzichten, da die Kälte für Jung und Alt eine zu starke Belastung sein kann.“

Was Wellensittiche zur Fortpflanzung brauchen, sind geeignete Brutbedingungen. Als Höhlenbrüter benötigen sie entsprechend einen Nistplatz, der dunkel und sicher ist. Geeignete Nistkästen finden Interessierte im Zoofachhandel. Diese sollten an der Seite oder am Deckel aufklappbar sein, um sie problemlos reinigen und kontrollieren zu können. „Wichtig ist außerdem eine Mulde im Boden des Nistkastens“, erklärt die Expertin. „Ansonsten sitzt die Vogelmutter beim Brüten mit ihrem ganzen Gewicht auf den Eiern und Jungvögeln. Deren Beine können dabei seitlich wegrutschen, was zu Beinfehlstellungen führen kann.“ Nistmaterial brauchen Wellensittiche hingegen nicht.

Fütterung anpassen

Auch das Futter spielt eine wichtige Rolle. So ist die gesamte Brutzeit äußerst anstrengend und kräftezehrend, insbesondere für das Weibchen. Zur Bildung der Eier braucht es vor allem Kalzium, etwa über Mineralsteine. „Schon in der Brutvorbereitung sollten die Wellensittiche abwechslungsreiches Futter bekommen, also täglich Frischkost, Grünfutter wie Vogelmiere oder Wildgräser und Keimfutter. Letzteres hilft durch den hohen Eiweißgehalt zudem, den Bruttrieb anzuregen“, so Schulemann-Maier. „Im Zoofachhandel wird darüber hinaus auch spezielles Aufzuchtfutter angeboten. Das enthält ebenfalls viel Eiweiß. Vor dem Füttern wird es aber angefeuchtet, was nicht alle Wellensittiche sofort mögen. Entsprechend sollte die Gewöhnung daran vorher zeitlich mit eingeplant werden. Während der Aufzucht ihrer Jungen kommen die Vögel dann gerne darauf zurück, weil das feuchte Futter leicht verdaulich ist.“

Ein spezielles Futter für die Nestlinge braucht es hingegen nicht. Hier kümmern sich die Altvögel um die Ernährung und geben den Küken die Mengen, die sie gerade brauchen. Die Versorgung mit Futter fällt vor allem in den Aufgabenbereich der männlichen Wellensittiche, die die Nahrung an die Öffnung des Nistkastens bringen.

Von der Eiablage und bis zum Küken-Auszug

Die Dauer von der Paarung bis zur Eiablage unterscheidet sich von Fall zu Fall. Mal dauert es einige Tage, mal auch mehrere Wochen. Sobald es beginnt, legt das Weibchen etwa alle 2 Tage ein Ei und beginnt die bereits gelegten Eier zu bebrüten. Große Gelege umfassen bis zu 8 Eier. Die Brutphase dauert dann weitere ungefähr 18 Tage, bis der Nachwuchs schlüpft.

„Schon bevor man mit der Nachzucht von Wellensittichen beginnt, sollte man sich Gedanken machen, wo die Vögel später unterkommen sollen“, so die Expertin. „Wenn dann mehr Eier gelegt werden, als Platz vorhanden wäre, kann man die Anzahl regulieren. Dafür sollte man die überzähligen Eier unmittelbar nach dem Legen entfernen und sterilisieren oder gegen künstliche Eier austauschen. Tierärzt*innen können zum Vorgehen wichtige Tipps geben. Auf keinen Fall sollte man der Vogelmama ersatzlos alle Eier wegnehmen: Das Brüten ist fest in ihrem Fortpflanzungstrieb verankert, sodass sie bald neue Eier legen würde, um diese zu bebrüten. Schlüpfen keine Küken aus den Eiern, gibt sie diese nach einiger Zeit auf.“

Nachdem die Küken geschlüpft sind, kümmern sich die Wellensittich-Eltern um deren Ernährung. Die Halter*innen sollten in dieser Zeit täglich den Nistkasten reinigen, sofern die Altvögel nicht zu scheu sind. Nach 4 bis 5 Wochen verlassen die Küken den Kasten, werden aber noch weiter von ihren Eltern gefüttert. Erst wenn sie nach 8 bis 12 Wochen selbst zuverlässig Nahrung aufnehmen, können sie abgegeben werden. Dafür sollten die Tiere in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden – regelmäßige Impfungen gibt es für Wellensittiche allerdings nicht.

Tipps und weitere Informationen

Wer plant, seine Wellensittiche zu vermehren, sollte sich über all diese Details vorab informieren, um auch für eventuelle Notfälle gerüstet zu sein. Dazu gehört eine Notfallversorgung der Küken, sollten die Altvögel ausfallen. Gaby Schulemann-Meier hat dazu auf ihrer Webseite birds-online.de eine Reihe von detaillierten Artikeln veröffentlicht, auch Fachbücher und Tierärzt*innen können weitere Tipps zum richtigen Vorgehen bei der Nachzucht geben. Eine gute Anlaufstelle sind zudem Vogelzuchtvereine.

Vereine und Verbände finden

Auf der Internetseite des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (DKB) finden Interessierte eine Übersicht zu den bundesweit aktiven Vereinen und Verbänden:

 Landesverbände - Deutscher Kanarien und Vogelzüchterbund e.V. 

Quelle (nach Angaben von):

Wellensittich-Nachwuchs. 22.04.2025

(JD)