
Ein neues Whitepaper von Zoetis zeigt, dass über 87% der befragten Tierärztinnen und Tierärzte in Deutschland schon einmal über die Aufgabe ihres Berufs nachgedacht haben – trotz der weltweit steigenden Nachfrage nach Veterinärdiensten. Aktuell fordern 35 % der deutschen Tiermedizinermediziner*innen sowie führende Vertreter*innen der Branche politische Entscheidungsträger*innen und die tierärztliche Gemeinschaft dazu auf, die notwendigen systemischen Änderungen vorzunehmen, um das dringende Problem der Mitarbeiterbindung anzugehen.
Warum das Thema dringlich ist
Die Entwicklung zeichnet sich zu einem Zeitpunkt ab, an dem die Nachfrage nach tierärztlichen Leistungen stetig wächst – bedingt durch immer mehr Haustiere, die Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit in der Nutztierhaltung sowie das Auftreten neuer Zoonosen, die veterinärmedizinische Überwachung und Prävention erfordern.
Drei zentrale Handlungsfelder
Das Whitepaper identifiziert 3 Bereiche, in denen Veränderungen dringend notwendig sind, um die Situation der Tierärzteschaft zu verbessern:
- Neugestaltung der tierärztlichen Praxis: Wie in vielen anderen Berufen bedarf es flexiblerer und nachhaltigerer Arbeitsmodelle, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern – etwa durch angepasste Dienstpläne, den Einsatz digitaler Tools zur Entlastung sowie eine stärkere Einbindung von Tiermedizinischen Fachangestellten. Bereits kleine Veränderungen wie Mentoring-Programme und klare Pausen haben in manchen Praxen zu positiven Effekten geführt.
- Bessere Anpassung an Bedürfnisse der Kund*innen: Viele Tierärzt*innen fühlen sich durch steigende Erwartungen ihrer Kund*innen überfordert. Das Whitepaper empfiehlt gezielte Kommunikationstrainings, digitale Lösungen für das Kundenmanagement und mehr Unterstützung bei emotional belastenden Gesprächen mit Tierhalter*innen.
- Erweiterung des beruflichen Nachwuchses: Der Aufbau einer vielfältigen Belegschaft ist entscheidend, um den langfristigen Anforderungen des Berufsstandes gerecht zu werden. Aktuell rekrutiert die Branche jedoch aus einem sehr homogenen Pool – 96 % der Fachkräfte sind weiß und überwiegend weiblich. Um den langfristigen Bedarf zu decken, braucht es diversere und inklusivere Rekrutierungsstrategien.
Ein Appell an die gesamte Branche
Dr. Stephanie Armstrong, Tierärztin und Regionalpräsidentin, Asien-Pazifik und Afrika, bei Zoetis, betont, dass die Unterstützung von Veterinärfachkräften einen umfassenderen, branchenweiten Einsatz erfordert: „Um dem Fachkräftemangel in der Veterinärmedizin wirksam zu begegnen, reicht es nicht aus, nur das individuelle Wohlbefinden in den Blick zu nehmen – gefragt sind tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Nur wenn wir bessere Arbeitsbedingungen schaffen und gezielte Unterstützung bieten, können wir sicherstellen, dass Tierärzt*innen auch künftig ihre unverzichtbaren Aufgaben für unsere Gesellschaft erfüllen können.“
Julia von Gablenz, Regionalpräsidentin für Europa und den Nahen Osten bei Zoetis, unterstreicht diese Aussage: „Wir wissen, wie entscheidend die enge Zusammenarbeit mit Partnern aus der Branche ist, um tragfähige Lösungen zu entwickeln, die Tierärz*innen nachhaltig unterstützen. Die Herausforderungen, vor denen der Berufsstand steht, lassen sich nur mit einem langfristig angelegten, gemeinsamen Ansatz bewältigen – einem Ansatz, der die sich wandelnden Anforderungen der Veterinärmedizin ernst nimmt. Dieses Whitepaper liefert wertvolle Impulse für eine widerstandsfähigere und zukunftsfähige Branche. Wir freuen uns darauf, den Dialog mit relevanten Akteuren fortzusetzen und gemeinsam konkrete nächste Schritte auf den Weg zu bringen.“
Aufruf zur Sicherung der Zukunft der Veterinärmedizin
Das Whitepaper versteht sich als Weckruf und Handlungsanleitung zugleich: Tierärzt*innen leisten einen essenziellen Beitrag zur Gesellschaft – sei es bei der Versorgung von Haustieren, die zunehmend als Familienmitglied wahrgenommen werden, bei der Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit und -versorgung oder der Überwachung von Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind. Angesichts der steigenden Nachfrage nach tierärztlichen Leistungen in Europa ist es von öffentlichem Interesse, die Ursachen für den Berufsausstieg zu bekämpfen.
Dr. Gunila Pedersen, Tierärztin, sagt: „Das Problem ist, dass die meisten von uns gar nicht merken, dass sie ausgebrannt sind – wir machen einfach weiter und denken, mit uns stimmt grundsätzlich etwas nicht. Es ist leicht zu glauben, dass wir einfach nicht für diesen Beruf gemacht sind, obwohl viele von uns schon mit 5 Jahren Tierärzt*in werden wollten. Für uns ist es selbstverständlich, einfach ‚weiterzumachen‘ – aber es muss sich etwas ändern. Wir brauchen die richtigen Werkzeuge und Strukturen, damit wir die Arbeitsbelastung nicht mit nach Hause nehmen.“
Dr. Ann Criel, Vizepräsidentin der Federation of European Companion Animal Veterinary Associations (FECAVA), teilt ihre Perspektive: „FECAVA vertritt über 30.000 Kleintierärzt*innen in ganz Europa, und in meinen 35 Jahren Berufserfahrung habe ich gesehen, wie sich unser Beruf immer schneller verändert. Neue Herausforderungen wie Telemedizin, Konzernpraxen und Fachkräftemangel verändern unsere Arbeitsweise, während die Erwartungen der Kundschaft weiter steigen. Diese Belastungen tragen zum Burnout bei und erschweren es, Fachkräfte im Beruf zu halten. Einzellösungen wie Mentoring oder flexible Rollen helfen, aber wir brauchen breitere, koordinierte Maßnahmen. Es ist an der Zeit, den Beruf zu stärken, Resilienz aufzubauen und uns auf die Zukunft vorzubereiten. Dieses Whitepaper ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“
Gemeinsam zur Lösung
Zoetis ruft alle Akteure im europäischen Veterinär- und Tiergesundheitssektor dazu auf, die Erkenntnisse des Whitepapers zu prüfen und sich an einem gemeinsamen Vorgehen zur Umsetzung von Lösungen zu beteiligen. Indem wir die Menschen unterstützten, die sich um Tiere kümmern, sichern wir das Tierwohl, unterstützen Ernährungssysteme und schützen die öffentliche Gesundheit. Dafür zu sorgen, dass Tierärztinnen und Tierärzte erfolgreich, innovativ und zukunftsfähig arbeiten können, ist nicht nur eine Priorität – es ist eine Notwendigkeit. Die Zeit zu handeln ist jetzt.
Der Bedarf an systemischen Lösungen spiegelt sich auch in der Arbeit europäischer Veterinärverbände wider. Dr. Nancy De Briyne, Geschäftsführerin der Federation of Veterinarians of Europe (FVE), sagt: „Das Whitepaper von Zoetis hebt zu Recht die dringende Notwendigkeit systemischer Veränderungen hervor, um die Zukunft der Veterinärmedizin zu sichern – die sowohl für die Tier- als auch für die menschliche Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Das Wohlbefinden von Tierärzt*innen sowie Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) zu fördern, ist nicht nur das Richtige – es ist unerlässlich für den Aufbau einer widerstandsfähigen, nachhaltigen Belegschaft. Über www.VetJoy.org, unterstützt von Zoetis und der Zoetis Foundation, bietet die FVE umfassende Karriereunterstützung, Ressourcen zur psychischen Gesundheit und berufliche Weiterentwicklung für Tierärzt*innen in jeder Phase ihrer Laufbahn.“
Über das Whitepaper
Der Tierärzt*innen-Beruf im 21. Jahrhundert: Whitepaper für eine starke, gesunde und zukunftsfähige Veterinärbranche (englischer Originaltitel: Transforming veterinary practice for the 21st century: Building a thriving workforce to meet evolving client expectations and support workplace wellbeing), durchgeführt im Juni 2025.
Das Whitepaper stützt sich auf Erkenntnisse aus einem mehrstufigen Forschungsprogramm, das darauf ausgelegt war, sowohl die Breite als auch die Tiefe des Problems der Mitarbeiterbindung in der Veterinärbranche zu erfassen. Die Erkenntnisse stammen aus einer Kombination von globaler Literaturrecherche (mit qualitativen und quantitativen Untersuchungen), ausführlichen Interviews mit Tierärzt*innen und Branchenexpert*innen, einer ganztägigen Roundtable-Diskussion mit Branchenvertreter*innen und Tierärzt*innen sowie statistischen Ergebnissen aus einer breit angelegten Umfrage, die in Tierarztpraxen in ganz Europa durchgeführt wurde. Das Umfragepanel bestand aus 1083 Tierärzt*innen (männlich und weiblich) aus dem Vereinigten Königreich, Irland, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich, Belgien und Dänemark. Das Alter der Teilnehmenden lag bei 22 Jahren und älter, und sie arbeiteten sowohl in Kleintier- als auch Großtier- beziehungsweise Nutztierpraxen.
Das Originalpaper
Den Link zum englischsprachigen Whitepaper finden Sie hier:
Zoetis-Whitepaper-Transforming-Veterinary-Practice-for-the-12st-Century.pdf
Quelle (nach Angaben von):
Zoetis veröffentlicht Whitepaper zur Stärkung der Fachkräftebindung in der Veterinärmedizin | Zoetis. 11.06.2025
(JD)


