OphthalmologieBluthochdruck bei der Katze – Relevanz der Ophthalmoskopie

Hypertension bei der Katze kann zu Schäden an unterschiedlichen Endorganen führen – unter anderem am Auge. Sollte also eine Ophthalmoskopie zur Routineuntersuchung gehören?

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Nahaufnahme von dem Gesicht einer Katze. Die Katze liegt auf ihrem Bauch und schaut mit geöffneten Augen in die Kamera. Das Fell der Katze ist grau-schwarz getigert und die Augen sind grün.
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Bluthochdruck kann bei Katzen zu Schäden am Auge führen. - Symbolbild

Ophthalmoskopie: Zukünftig Standard bei Hypertension?

Bluthochdruck kann bei Katzen unterschiedliche Endorgane schädigen und am Auge zu Netzhautablösung und Erblindung führen. Für eine erfolgreiche Behandlung sind eine frühzeitige Diagnose und wiederholte Kontrollen erforderlich. Obwohl eine regelmäßige Untersuchung ab dem Alter von 7 Jahren empfohlen wird, zeigt die Literatur, dass viele Katzen erst deutlich später im Krankheitsverlauf vorgestellt werden. Dann sind Zielorgane meist in unterschiedlichem Ausmaß und häufig bereits irreversibel geschädigt. Eine gründliche Untersuchung des Augenhintergrunds ist ein wichtiger Bestandteil der Hypertensionskontrolle und so auch in den Guidelines zur Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks bei Katzen als Routinecheck angeraten. Die Ophthalmoskopie ist zudem nicht invasiv und kann mit wenig Zeitaufwand erfolgen.

Im Praxisalltag wird auf die Untersuchung des Augenhintergrunds häufig verzichtet, da diese als Spezialuntersuchung wahrgenommen wird. Dabei können bereits ab einem systolischen Blutdruck (SBP) von 168 mmHg deutliche Veränderungen auftreten und ab 180 mmHg SBP steigt das Risiko einer Schädigung massiv an (AAFP Hypertension Toolkit). Sehr frühe Veränderungen der Netzhautgefäße sind dagegen oft schwer zu erkennen.

Eine kleine Pilotstudie an der Universität Zürich untersuchte nun die Verlässlichkeit der indirekten Ophthalmoskopie, wenn diese von jungen Tierärzt*innen ohne Fachausbildung und erfahrenen ophthalmologischen Spezialist*innen durchgeführt wird.

Es wurden Katzen mit Verdacht auf hypertensive Endorganschäden und Katzen mit einem Risiko für systemische Hypertension, bei denen erstmals ein erhöhter Blutdruck von > 160 mmHg gemessen wurde, in die Studie aufgenommen.

Von 33 eingeschlossenen Katzen wurde bei 27 eine systemische Hypertension bestätigt. Bei 12 dieser Katzen erfolgte die Diagnose Hypertension im Rahmen einer Routineuntersuchung und es wurden fundoskopische Läsionen bei 9/12 Tieren von Tierärzt*innen ohne Fachausbildung und bei 11/12 von ophthalmologischen Spezialist*innen beobachtet. Neun der 27 Katzen wurden als neurologische Patienten vorgestellt, bei denen fundoskopische Läsionen bei 4/9 durch die Tierärzt*innen ohne Fachausbildung und bei 7/9 durch die Spezialist*innen festgestellt wurden. Sechs von 27 Katzen waren wegen akuter Blindheit vorstellig; dabei wurden die Fundusläsionen bei allen 6 Katzen von beiden Untersuchendengruppen festgestellt. Bei 6 der 33 Katzen diagnostizierte kein/e Untersucher*in eine systemische Hypertension oder eine Fundusläsion.

Im Vergleich zu den Ophthalmolog*innen betrug die Zuverlässigkeit der Erkennung von Fundusanomalien durch die nicht speziell geschulten Tierärzt*innen 72% (13/18) bei Katzen mit und 100% (6/6) bei Katzen ohne Sehvermögen.

Fazit

Die Fundusuntersuchung durch Tierärzt*innen ohne Fachausbildung hat hier eine relativ hohe Zuverlässigkeit bei der Erkennung von okulären Zielorganschäden gezeigt. Eine Untersuchung sollte daher in jedem Fall bei jedem Patienten mit Verdacht auf Hypertension durchgeführt werden.

Moretto L et al. Reliability of detecting fundus abnormalities associated with systemic hypertension in cats assessed by veterinarians with and without ophthalmology specialty training. J Fel Med Surg 2021 doi:10.1177/1098612X20983265

Yvonne Lambach, Hamburg

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Für Sie gelesen: Hypertension und Augenhintergrunduntersuchung bei der Katze. kleintier konkret 2021; 24(05): 6 - 7. doi:10.1055/a-1626-8783