
Retinagefäßfotografie zur Therapiekontrolle bei Bluthochdruck
In Anlehnung an die Humanmedizin werden aktuell in Studien automatisierte und halbautomatisierte Methoden zur Analyse der Netzhaut mithilfe von Fotografien der Retinagefäße getestet. Diese Verfahren könnte die direkte oder indirekte Ophthalmoskopie ersetzen.
Eine Studie aus Großbritannien hat untersucht, ob Unterschiede in den retinalen Gefäßdurchmessern von ausgewachsenen und älteren Katzen mit einem unterschiedlichen Blutdruck zusammenhängen. Darüber hinaus interessierten sich die Autoren für Veränderungen des retinalen Gefäßdurchmessers bei hypertensiven Katzen nach einer Behandlung mit Amlodipinbesilat.
Folgende Gruppen wurden untersucht und verglichen:
- normotensive Katzen ohne chronische Niereninsuffizienz (CNI)
- prä-hypertensive Katzen
- prä-hypertensive Katzen mit CNI
- hypertensive Katzen mit CNI
Die normotensiven Katzen ohne CNI besaßen kleinere Arteriolendurchmesser als die Tiere der anderen 3 Gruppen. Sie wiesen auch kleinere Venendurchmesser auf als die beiden prä-hypertensiven Gruppen. Bei hypertensiven Katzen, die mit Amlodipinbesylat behandelt wurden (7 Katzen), zeigte sich nach 3 und 6 Monaten eine signifikante Abnahme der Größe beider Gefäße.
Insgesamt wurden deutlich mehr normotensive und prä-hypertensive Katzen als hypertensive Tiere untersucht. Nur 15 hypertensive Katzen waren in die Studie eingeschlossen. Die Messung von 107 Katzen (Median 14 Jahre) zeigte auch, dass sich insgesamt mit zunehmendem Alter sowohl die Arteriolen- als auch die Venendurchmesser signifikant (P < 0,001 bzw. P = 0,001) verkleinern.
Positiv hervorzuheben ist, dass es sich um eine prospektive geblindete Beobachtungsstudie an 2 Standorten handelte und Katzen untersucht wurden, die zu Routine-Seniorchecks vorgestellt waren. Bei den Katzen wurde alle 4 – 6 Monate der Blutdruck mit der Dopplermethode gemessen und zusätzlich erfolgten eine Fundusfotografie sowie eine Blut- und Urinuntersuchung. Die Katzen wurden entsprechend ihrem systolischen Blutdruckstatus und ihrem Risiko für Zielorganschäden auf der Grundlage der ACVIM-Richtlinien eingeteilt. Die Auswertung der Fundusbilder erfolgte durch zwei unabhängige Untersucher*innen, die keine Information zum klinischen Status der Katze und der Blutdruckmessung erhielten. Sie nahmen zunächst eine subjektive Beurteilung der Bilder vor und hielten das Vorhandensein von vaskulären Tortuositäten, Blutungen, Netzhautödemen, Hyperreflektivität, chorioretinalen Veränderungen und Netzhautexsudaten fest. Die Bilder wurden dann mit der VAMPIRE-AT-Software (https://vampire.computing.dundee.ac.uk) bewertet, die die retinalen Gefäßdurchmesser misst.
Es wurde gezeigt, dass der Einsatz des VAMPIRE-AT-Tools hilfreich sein kann, um das Ansprechen auf die Behandlung von Bluthochdruck über die Zeit zu überwachen. Insbesondere für Katzenpatienten, bei denen die Beurteilung durch situationsbedingte Hypertonie erschwert wird, könnte ein solches Monitoring-Tool auf lange Sicht sehr hilfreich sein.
Fazit
Aktuell leider noch sehr kostenintensiv, könnten Fundus-Kameras und die damit angewandte automatisierte Auswertung von Fotografien des Augenhintergrunds potenziell längerfristig als katzenfreundliches Routine-Diagnoseinstrument eingesetzt werden.
Enache AE et al. Changes in retinal vascular diameters in senior and geriatric cats in association with variation in systemic blood pressure. J Fel Med Surg 2021. doi:10.1177/1098612X21997629
Yvonne Lambach, Hamburg
Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Für Sie gelesen: Hypertension und Augenhintergrunduntersuchung bei der Katze. kleintier konkret 2021; 24(05): 6 - 7. doi:10.1055/a-1626-8783


