Spezial: Tag des HundesAnaphylaxie beim Hund verhindern

Ganze Schwärme von Wespen waren letzten Sommer unterwegs und machten auch vor den Vierbeinern nicht halt. In diesem Beitrag erläutern wir allgemeine und spezielle Präventionsmaßnahmen bei Insektenstichallergien.

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Präventive Maßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

Merke

Besitzer von Tieren mit einem erhöhten Anaphylaxierisiko sollten ein Allergie-Notfallset erhalten.

Ein Allergie-Notfallset für Hunde sollte aus einem Adrenalininjektor sowie aus Antihistaminikum- und Glukokortikoid-Tabletten bestehen. Der korrekte Gebrauch des Notfallsets, insbesondere des Autoinjektors, ist zu instruieren (mit Film-/Bildmaterial oder gar mit Lerninjektor).

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Venom-Immuntherapie (Allergen-spezifische Immuntherapie, Desensibilisierung)

Bei den Patienten mit Insektenstichallergie bietet sich eine Desensibilisierung als Langzeittherapie an.

Merke

Eine Desensibilisierung ist nur bei systemischen Anzeichen einer Anaphylaxie (Atemnot, Kollaps, Schockzustände) indiziert.

Daten bei Menschen zeigen, dass die Venom-Immuntherapie eine gute Effizienz bei Bienengift- (80 – 85%) und eine sehr gute Effizienz bei Wespengiftallergie (bis 100%) hat. Die Daten in der Tiermedizin fehlen, aber es wird berichtet, dass nach erneuten Bienen- oder Wespenstichen keine bzw. verminderte anaphylaktische Reaktionen auch bei Hunden nach Venom-Immuntherapie beobachtet wurden.

Der Erfolg der Venom-Immuntherapie kann nicht durch wiederholt durchgeführte Allergietests erfasst werden. Eine Kontrolle der Wirksamkeit der Therapie kann nur durch eine Stichprovokation beurteilt werden. In der Humanmedizin erfolgt diese in der Regel nach den ersten 6 Monaten der Venom-Immuntherapie
 

Durchführung der Venom-Immuntherapie

Für die Dosissteigerung der Venom-Immuntherapie gibt es zahlreiche Behandlungsprotokolle, mit denen die Erhaltungsdosis

  • in einem Tag (Ultra-Rush-Protokoll, Tab. 1),
  • nach einigen Tagen (Rush-Protokoll, Tab. 2) oder
  • in einigen Wochen bis Monaten („Cluster“, Tab. 3) oder
  • durch konventionelle Venom-Immuntherapie, Tab. 4)

erreicht wird.

Bei der konventionellen oder Cluster-Venom-Immuntherapie sowie bei der Erhaltungstherapie können wässrige oder Aluminiumhydroxid (AlOH) adsorbierte Präparate angewendet werden. Für die Rush-Venom-Immuntherapie eignen sich nur die wässrigen Lösungen. Mit der Geschwindigkeit der Dosissteigerung nehmen die Nebenwirkungen zu.

Tab. 1 Ultra-Rush-Protokoll der Venom-Immuntherapie.

Ultra-Rush – 1 Tag Allergenmenge (µg) Zeit (Minuten)
Tag 1 (Hunde < 10 kg) 0,1
1
10
30
30
30
Tag 7 (Hunde < 10 kg) und
Tag 1 (Hunde > 10 kg)
0,1
1
10
20
30
40
30
30
30
30
60
60
Tag 21 50
50
30
30
danach 1x monatlich 100 30
kumulative Dosis in 1 Monat ca. 200 µg    

Tab. 2 Rush-Protokoll der Venom-Immuntherapie.

Rush – 5 Tage Allergenmenge (µg) Zeit (Minuten)
Tag 1 0,1
1,0
2,0
30
30
30
Tag 2 3,0
3,5
3,5
30
30
30
Tag 3 10
15
15
30
30
30
Tag 4 20
25
25
30
30
30
Tag 5 30
35
35
60
60
60
danach 1× monatlich 100 30
kumulative Dosis in 1 Monat ca. 220 µg    

Tab. 3 „Cluster“-Protokoll der Venom-Immuntherapie.

Cluster – 8 Wochen Allergenmenge (µg) Zeit (Minuten)
Woche 1 0,1
1,0
2,0
30
30
30
Woche 2 1,0
5,0
10,0
30
30
30
Woche 3 10
20
30
30
Woche 4 20
30
30
30
Woche 5 30
40
30
30
Woche 6 40
50
30
30
Woche 8 50
50
30
30
danach 1× monatlich 100 30
kumulative Dosis in 2 Monaten ca. 350 µg
   

Tab. 4 Protokoll für die konventionelle Venom-Immuntherapie.

konventionell – 3 Monate Allergenmenge (µg) Zeit (Minuten)
Woche 1 0,1 30
Woche 2 0,2 30
Woche 3 0,5 30
Woche 4 1,0 30
Woche 5 3,0 30
Woche 6 5,0 30
Woche 7 10 30
Woche 8 20 30
Woche 9 40 30
Woche 10 60 30
Woche 11 80 30
Woche 12 100 30
danach 1× monatlich 100 30
kumulative Dosis in 3 Monaten ca. 320 µg    


Die Frequenz der systemischen Nebenwirkungen beträgt bei Menschen von 8 – 20%. In der Tiermedizin wurden diese bei 15% der Hunde (n = 11/71, [Tab. 3]) eingeschätzt, vor allem gastrointestinale Symptome, Urtikaria und Kollaps (1 Hund) traten auf.

Merke

Bei einer (Ultra-)Rush-Immunotherapie ist eine Prämedikation mit einem (H1- und H2-) Antihistaminikum vorteilhaft.


Dies erfordert einen Venenzugang.

Die Patienten sollten einer intensiven Überwachung unterliegen:

  • Blutdruck
  • Puls
  • Atmung
  • Körpertemperatur
  • Schleimhäute
  • Bauchpalpation
  • Venom-Immuntherapie-Injektionstellen auf mögliche Hautveränderungen untersuchen.
     

CAVE

Die Therapie sollte bei den ersten Anzeichen von Anaphylaxie unterbrochen werden.

 

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