
Zerkratzte Möbel, Teppiche oder Türrahmen: Für manche Menschen sind das Argumente gegen das Zusammenleben mit einer Katze. Doch wer der Katze ausreichend Möglichkeiten bietet, die Krallen auszufahren, braucht sich um den Zustand der Einrichtung nicht zu sorgen – tiergerechte Alternativen lassen sich selbst bei wenig Platz installieren.
Pflege und Reviermarkierung
Das Wetzen und Schärfen der Krallen erfüllt bei Katzen gleich mehrere Funktionen. „Zum einen dient es der Pflege: Beim Kratzen wird die äußere Hornschicht der Kralle abgeschliffen – es ist also eine Art regelmäßige Nagelpflege“, erklärt Sabine Ruthenfranz, die sich seit vielen Jahren professionell mit den Bedürfnissen von Katzen beschäftigt. „Zum anderen markieren Katzen beim Kratzen ihr Revier. Das geschieht sowohl durch die sichtbaren Kratzspuren, als auch über Duftstoffe, die aus Drüsen in den Pfoten abgegeben werden. Und letztlich ist das Kratzen auch eine Art Workout und hilft zum Beispiel beim Dehnen.“
Wenn Katzen dieses Verhalten nicht ausleben können, kann das zu Stress und Verhaltensauffälligkeiten führen. Halter*innen sollten daher mehrere Kratzmöglichkeiten anbieten.
Platz ist in der kleinsten Wohnung
Große Kratzbäume sind für Katzen ideal, da sie neben der Möglichkeit zur Krallenpflege auch zum Klettern und Ausruhen einladen. Doch nicht jede Wohnung bietet genug Raum dafür. Das heißt aber nicht, dass Katzen hier auf eine tiergerechte Ausstattung verzichten müssen. Die Expertin nennt gleich mehrere Alternativen als katzengerechtes Nagelstudio im heimischen Wohnzimmer:
- Wandmontierte Kratzflächen: Kratzbretter oder -matten, die an der Wand befestigt werden, sind eine Möglichkeit. Dadurch wird kaum Stellfläche benötigt und sie lassen sich flexibel in der Wohnung verteilen.
- Mehrere kleine Kratzmöglichkeiten: Statt eines großen Kratzbaums können auch mehrere kleine Kratzbretter, -teppiche oder -säulen in der Wohnung verteilt aufgestellt werden.
- Fensterplätze mit Kratzfläche: Viele Katzen lieben Aussichtspunkte – das lässt sich auch mit Kratzmöglichkeiten kombinieren. Eine mit Sisal ummantelte Fensterbank-Auflage kann so gleichzeitig Beschäftigung und Ausblick bieten.
Hoch hinaus
Vertikale Kratzflächen wie Kratzbäume oder Wandpaneele sollten so hoch wie möglich sein, damit Ihre Katze sich vollständig ausstrecken kann.
Wichtig ist bei all diesen Varianten, dass sie stabil stehen und gut befestigt sind, damit weder die Katzen noch die Wohnung Schäden erleiden. Außerdem sollte man sich vorher genau überlegen, welche Stelle besonders geeignet ist. „Katzen kratzen bevorzugt an Orten, die sie häufig aufsuchen oder die eine soziale Bedeutung haben, beispielsweise neben ihrem Schlafplatz oder im Eingangsbereich der Wohnung“, erklärt die Katzenexpertin. „Kann sich eine Katze dort direkt um ihre Krallenpflege kümmern, wird sie diese Möglichkeit auch viel wahrscheinlicher akzeptieren.“
Kratzstellen attraktiv gestalten
Schäden an Möbeln lassen sich leicht vermeiden, wenn es ausreichend geeignete Kratzmöglichkeiten in der Wohnung gibt. Dabei gilt eine einfache Grundregel, so Ruthenfranz: „Je attraktiver und besser erreichbar die angebotene Kratzmöglichkeit, desto geringer das Risiko, dass die Katze sich selbst Alternativen sucht. Dabei sollte man lieber zu viele als zu wenige Kratzgelegenheiten schaffen – selbst in kleinen Wohnungen.“
Zieht eine Katze in eine neue Wohnung ein, sollte man die gewünschten Kratzstellen möglichst attraktiv gestalten. Das funktioniert beispielsweise, indem man die Vorlieben der Samtpfote berücksichtigt und durch Belohnungen mit Leckerli oder Lob das gewünschte Verhalten verstärkt. Hierbei sollte man unbedingt konsequent bleiben, damit sich die Katze die gewünschten Stellen einprägen kann. Erwischt man seine Katze dann aber doch beim Kratzen am Sofa, gilt es, Ruhe zu bewahren. „Man kann sie dann ruhig, aber bestimmt unterbrechen und zur gewünschten Kratzfläche führen. Lautes Schimpfen oder Bestrafungen lösen dagegen eher Angst aus und schädigen das Vertrauen“, so die Expertin. „Bei Umzügen ist es besonders wichtig, die zuvor bereits genutzten Kratzutensilien mitzunehmen und nicht gleich alles durch neue Kratzgelegenheiten zu ersetzen. Denn je intensiver die Kratzutensilien genutzt werden, desto wertvoller werden sie für die Katze. Ein Austausch sollte deshalb besser immer schrittweise erfolgen.“
Hat sich die Katze eingelebt und findet genügend geeignete Kratzflächen vor, dann bindet sie die regelmäßige Krallenpflege an den gewünschten Stellen schon bald in ihren Alltag ein und die Einrichtung ist sicher.
Quelle (nach Angaben von):
Krallenpflege bei Katzen: Alternativen zum Kratzbaum. 15.07.2025
Making your home cat friendly - International Cat Care. 07.03.2025
(JD)


