
Nachdem mehrere Bundesländer eine erhöhte Sterblichkeit von Kranichen gemeldet hatten, ergaben die Untersuchungen der zuständigen Landesuntersuchungseinrichtungen einen starken Hinweis auf das Vorliegen einer aviären Influenzavirusinfektion („Vogelgrippe“). Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigte den Verdacht einer Infektion mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus des Subtyps H5N1 bei eingesandten Kranichproben aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen am 20.10.2025 in einer Pressemeldung.
Laut dem FLI, seien die derzeit auffallend betroffenen Kraniche nicht die einzige betroffene Wildvogelart; andere wilde Wasservogelarten wie Enten oder Gänse zeigen unter Umständen geringere Krankheitssymptome einer aviären Influenzavirusinfektion, auch weil sie bereits eine Teilimmunität entwickelt haben könnten.
Aktuelle Zahlen
Die aktuellen Fallzahlen der aviären Influenza ("Vogelgrippe") in Deutschland nach Angaben des Tierseuchennachrichtensystem des Friedrich-Loeffler-Institut:
Wild lebende Tiere:
- Aktive Fälle: 132
- Feststellungen dieses Jahr: 1711
Gehaltene Tiere:
- Aktive Fälle: 135
- Feststellungen dieses Jahr: 170
Stand: 24.11.2025 13:55 Uhr
Infizierter Geflügelhalter aus den USA verstirbt
Update vom 24.11.2025: Ein Geflügelhalter aus Washington, der mit dem Subtyp H5N5 des Vogelgrippe-Virus infiziert war, ist verstorben. Bei der Person habe es sich um einen älteren Mann mit Vorerkrankungen gehandelt. Der Mann war der erste bekannte Fall, welcher sich mit der Virusvariante infiziert hatte. Bisher seien keine weiteren Fälle bekannt.
Schweizer Zoos impfen gegen Vogelgrippe
Update vom 24.11.2025: Im Rahmen einer Studie wird im Zoo in Basel und 4 weiteren Schweizer Zoos gegen die Vogelgrippe geimpft, wie der SWR berichtet. In der Schweiz sind Impfungen gegen die Vogelgrippe bisher lediglich zu Forschungszwecken erlaubt. In Frankreich hingegen werde bereits seit Jahren geimpft, so der SWR.
Niedersachsen: Landtag diskutiert über Maßnahmen
Update 21.11.2025: Im Niedersächsischen Landtag wurde am 19.11.2025 intensiv über die bisher getroffenen und möglichen Maßnahmen im Hinblick auf die Seuchenlage diskutiert. Während die Agrarministerin Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen) sich gegen eine landesweite Stallpflicht zur Bekämpfung der Vogelgrippe aussprach, kritisierte der Abgeordnete Marco Mohrmann (CDU) zuvor das Agieren der Landesregierung und forderte eine flächendeckende Aufstallungspflicht. Staude wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass sie „zügig, aber besonnen und mit Augenmaß" agieren würden.
Impfung gegen Vogelgrippe: Bundeslandwirtschaftsminister dämpft Erwartungen
Update 13.11.2025: Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer verwies auf mögliche Probleme, die mit Impfungen potenziell einhergehen könnten, und dämpfte damit die Erwartungen an deren Einsatz, berichtet das Nachrichtenportal Stern. Rainer verwies dabei auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis und die möglichen Handelsrestriktionen. Außerdem teilte der Bundeslandwirtschaftsminister mit, dass mithilfe einer Umfrage bei Handels- und Geflügelverbänden ermittelt werden sollen, wie diese zu einer Impfung gegen die Vogelgrippe stehen.
Zuständige Labore am Limit
Update 13.11.2025: Der MDR berichtet, dass die aktuelle Seuchenlage die zuständigen deutschen Labore stark beansprucht. Aufgrund der Auslastungen könne es insbesondere bei der Untersuchung von Wildvögeln zu Verzögerungen kommen, da die Untersuchung von Verdachtsfällen in Geflügelhaltungen Vorrang habe.
Abschuss kranker Kraniche erlaubt
Update 11.11.2025: In mehreren Regionen wurden Ausnahmegenehmigungen erteilt, wodurch an der Vogelgrippe erkrankte Wildvögel wie Kraniche abgeschossen werden dürfen. Zu den Regionen zählen u.a. der Landkreis Oldenburg, Verden, Heidekreis und Stade.
In einer Mitteilung des Landkreis Verden wird erklärt, dass die erkrankten Kraniche nach Angaben der unteren Naturschutzbehörde im Sterbeprozess schwer leiden. Sie taumeln und können nicht flüchten. Zum Teil liegen die Kraniche mit ausgebreiteten Flügeln auf den Wasserflächen und ertrinken allmählich. Für die Vögel gäbe es keine Hilfe oder Therapie.
Ausbrüche in Geflügelbetrieben – Landkreis Stade richtet Schutzzonen ein
Update, 05.11.2025: Der Landkreis Stade gab in einer Meldung bekannt, dass in einem Geflügelmastbetrieb in der Samtgemeinde Fredenbeck die Vogelgrippe nachgewiesen wurde und etwa 10.000 Tiere unter amtlicher Aufsicht getötet wurden. In einer weiteren Meldung vom 04.11.2025 wurde mitgeteilt, dass in einem weiteren Geflügelbetrieb in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten die Geflügelpest nachgewiesen wurde, hier wurden etwa 6.700 Tiere unter amtlicher Aufsicht und tierschutzgerecht getötet.
Aus diesem Anlass wurde um beide betroffenen Betrieb herum sowohl eine Schutzzone im Umkreis von 3km um als auch eine Überwachungszone im Umkreis von 10km eingerichtet.
Zoos & Tierparks schützen sich
Update, 05.11.2025: Laut Bericht des NDR 1 Niedersachsen, reagieren auch Zoos und Tierparks mit Maßnahmen zum Schutz der dort lebenden Vögel. Im Zoo Hannover werden alle Vögel nur noch in den Stallungen gefüttert, der Vogelpark Walsrode hat einen Großteil seiner Vögel bereits in die Winterquartiere gebracht und der Tierpark in Nordhorn habe jedes Tier vor dem Einstallen untersucht, berichtet der NDR1.
Auswirkungen der Vogelgrippe auf die deutsche Landwirtschaft
Update, 05.11.2025: In einem Bericht des Hit Radio FFH wird über die Bedeutung der Vogelgrippe für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland berichtet. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch und von Hühnereiern ist 2024 auf einen Höchstwert angestiegen. Die aufgrund der Vogelgrippe vorsorglich getöteten Tiere machen bisher jedoch nur einen Bruchteil des Geflügelbestandes in Deutschland aus, berichtet Hit Radio FFH.
Stallpflicht in Hamburg und Teilen von NRW
Update, 31.10.2025: In Hamburg wurden bislang 3 Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln festgestellt. Seit dem 31.10.2025 gilt jetzt auch in Hamburg eine Stallpflicht für Geflügel. Diese betrifft Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse. Die Tiere dürfen nur in geschlossenen Ställen oder entsprechend gesicherten Vorrichtungen gehalten werden.
Ebenso gilt diese Stallpflicht in den Kreisen Kleve und Wesel in Nordrhein-Westfalen.
Von dieser Stallpflicht sind auch Tiere in Hobbyhaltungen betroffen. Bei Verstößen drohen Bußgelder.
Virologe warnt vor Pandemie
Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, dass der Virologe Klaus Stöhr vor einer erneuten Pandemie gewarnt habe, aufgrund der schnellen Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland.
Prinzipiell habe das Virus H5N1 alles, um eine Pandemie auszulösen, sagte der langjährige Leiter des Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Mittwochausgabe). Stöhr sprach sich daher dafür aus, Vorsorge zu treffen. So sollten Impfstoffe entwickelt, weltweit die Pandemiepläne auf den neuesten Stand gebracht oder die Überwachung von Tierbeständen verbessert werden.
Der Experte betonte, für Menschen sei das Risiko einer Infektion bisher extrem gering. Allerdings sei das Virus mittlerweile weltweit im Wildgeflügel verbreitet. "Damit gibt es jetzt unendlich mehr Möglichkeiten der Übertragung und Anpassung an den Menschen. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen", sagte Stöhr dem Blatt.
Stallpflicht im Saarland
Das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz im Saarland berichtet in einer Meldung, dass ab dem 30.10.2025 eine Stallpflicht für Geflügel in Kraft tritt.
Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) hat am 29.10.2025 eine Allgemeinverfügung erlassen, um die saarländischen Zucht- und Hausgeflügelbestände sowie weitere gehaltene Vögel zu schützen. Bis eine schriftliche Aufhebung durch das LAV erteilt wird, gilt die Allgemeinverfügung.
Brandenburg: Woidke kündigt entschlossenes Handeln an
Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Brandenburg hat Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke entschlossenes Handeln des Landes angekündigt. Brandenburg will sich im Bundesrat für eine Erhöhung der Entschädigung für betroffene Tierhalter*innen einsetzen.
Woidke: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte dürfen mit den Folgen der Tierseuche nicht allein gelassen werden. Eine faire Entschädigung ist entscheidend, um wirtschaftliche Verluste abzufedern.“ Die betroffenen Tierhalter*innen sollen entsprechend des Tiergesundheitsgesetzes durch die Tierseuchenkassen entschädigt werden, laut einer Pressemitteilung der Staatskanzlei des Landes Brandenburg.
Die Bundesregierung hat Anfang September einen Gesetzentwurf mit Steigerung der Höchstsätze für Geflügel von 50 auf 110 Euro pro Tier vorgelegt. Brandenburg will sich im Bundesrat für eine Erhöhung der maximalen Entschädigung auf 110 Euro pro Tier, rückwirkend ab dem 01.10.2025 stark machen. Zudem werde vom Land geprüft, ob weitere finanzielle Unterstützungsmaßnahmen möglich seien und welche Risikoabsicherungen von Geflügelhalten bestehen oder zukünftig eingegangen werden könnten, um ökonomischen Schaden abzuwenden, berichtet die Staatskanzlei des Landes Brandenburg.
Zugleich dankte der Ministerpräsident allen Helfer*innen vor Ort sowie den Mitarbeiter*innen des Landesumweltamtes und des Landesforstbetriebes für ihren engagierten Einsatz. „Mein Dank gilt allen, die derzeit unermüdlich im Einsatz sind, um die weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern. Die Bergung und Untersuchung verendeter Wildvögel sind zentrale Bausteine, um die Seuche zu einzudämmen und Risiken für Nutztiere zu minimieren“, so Woidke.
Ministerin Mittelstädt betonte: „Wir wissen um unsere Verantwortung als Ministerium und stehen daher mit den Entscheidern und Akteuren in stetem Austausch. Nur gemeinsam lassen sich die richtigen Maßnahmen vor Ort umsetzen. Gerade deshalb war der heutige Austausch mit den Verbänden wichtig. Mit meinem neuen Staatssekretär Dr. Nickisch werde ich am Donnerstag im Linumer Bruch sein, um mir ein Bild von der aktuellen Situation zu machen und mich mit den Helfern vor Ort direkt auszutauschen. Wir stehen in der Landesregierung und im Land eng zusammen, um Krisen professionell zu meistern.“
Vogel gefunden – Was tun?
Fund von Singvögeln
Das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung in Nordrhein-Westfalen (LAVE) erläutert auf seiner Webseite, dass der Fund von einzelnen toten Spatzen oder Amseln nichts Unnormales sei, da die Tiere zum Beispiel an Altersschwäche oder an Parasiten gestorben sein könnten. Nach bisherigen Erkenntnissen gehe von Singvögeln kein besonderes Risiko der Übertragung der Vogelgrippe aus, laut dem LAVE. Die verstorbenen Tiere sollten in der Natur belassen werden. Werden sie auf dem Privatgrundstück gefunden, dürfen die Vögel auch im Hausmüll (in der Restmülltonne) entsorgt werden.
Fund mehrerer oder großer Vögel
Werden jedoch viele tote Vögel an einem Ort, einzelne oder mehrere tote größere Vögel (z.B. Gänse, Schwäne, Enten oder Greifvögel) gefunden, sollte das zuständige Veterinäramt/die Kreisverwaltung oder das örtliche Ordnungsamt in Kenntnis gesetzt werden, so das LAVE. Finder*innen sollten die Tiere nicht anfassen. Das Vorliegen einer aviären Influenzavirusinfektion kann nur im Labor geklärt werden, berichtet das LAVE.
Auch die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat kürzlich noch einmal eindringlich davor gewarnt, tote oder kranke Wildvögel anzufassen oder gar mitzunehmen. Nach aktuellem Stand sei die Vogelgrippe für Menschen und Haustiere wie Hunde oder Katzen zwar ungefährlich, dennoch sei das Virus in einer sehr großen Virusmenge auch auf andere Arten übertragbar.
Zudem könnten Menschen das Virus zum Beispiel durch mit Vogelkot kontaminierte Schuhe weiterverbreiten. Es dient also dem Schutz anderer Vögel, wenn alle vorsichtig handeln, so die TiHo.
Meldung vom 27.10.2025, zuletzt aktualisiert am 24.11.2025.
Quellen (nach Angaben von):
TSIS - TierSeuchenInformationsSystem - Friedrich-Loeffler-Institut (tsis.fli.de)
Geflügelpest: Risiko für Ausbrüche in Haltungen steigt, bei Wildvögeln erstmals Kraniche auffällig (fli.de)
Geflügelpest in Nordrhein-Westfalen - Aktuelle Informationen zur "Vogelgrippe" (lave.nrw.de)
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Virologe Stöhr warnt angesichts der Vogelgrippe vor neuer Pandemie (presseportal.de)
Vogelgrippe im Saarland (saarland.de)
Woidke: „Brandenburg handelt entschlossen gegen Vogelgrippe" (brandenburg.de)
Ab heute gilt in Hamburg wieder die Stallpflicht - hamburg.de
Geflügel und Eier beliebt - Geflügelpest gefährdet heimische Betriebe (ffh.de)
Geflügelpest: Ausbruch in Mastbetrieb in der Samtgemeinde Fredenbeck (landkreis-stade.de)
Geflügelpest: Betrieb in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten betroffen (landkreis-stade.de)
Geflügelpest: Auch Zoos und Tierparks müssen Vögel schützen (ndr.de)
Kranke Kraniche dürfen in mehreren Regionen getötet werden (zeit.de)
Immer mehr Kraniche erkrankt oder tot aufgefunden (landkreis-verden.de)
Geflügelpest: Jäger dürfen leidende Kraniche töten (landkreis-stade.de)
"Virus findet jede Lücke": Labore wegen Vogelgrippe am Limit (mdr.de)
Geflügelpest - Rainer dämpft Erwartungen an Impfungen (stern.de)
Vogelgrippe trifft vor allem Tiere in Stallhaltung (n-tv.de)
Geflügelpest breitet sich aus: Vogelgrippe ist Thema im Landtag Niedersachsen (sat1regional.de)
Statement von Landwirtschaftsministerin Staudte zur Aktuellen Stunde Geflügelpest im Landtag (ml.niedersachsen.de)
Bei der Bekämpfung der Vogelgrippe braucht es Führung – kein Zögern der Landesregierung (cdultnds.de)
Erster Todesfall durch seltene Vogelgrippe-Variante gemeldet (deutschlandfunk.de)
Erster bekannter H5N5-Infizierter ist tot (spiegel.de)
Zoos in Basel und Mulhouse impfen Tiere gegen Vogelgrippe (swr.de)
(IR/JD)


