
Eine junge Tierärztin aus dem Heilbronner AniCura Kleintierzentrum wurde von einem Tierhalter beschuldigt, dessen Katze umgebracht zu haben. Nach einer Untersuchung empfiehlt die Tierärztin die Weiterbehandlung in einer anderen Klinik, doch das Tier überlebt den Transport dorthin nicht. Die Folge: Der Halter droht, die Tierärztin zuhause aufzusuchen, sobald er ihre Privatadresse ausfindig gemacht habe.
Leider kein Einzelfall, denn nicht nur die Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu, sondern auch Tierärzt*innen sind ein zunehmendes Ziel von Aggressionen. So hat sich bei der Präsidentin der Landestierärztekammer Baden-Württemberg Heidi Kübler auch eine Tierärztin gemeldet, der mehrfach die Autoreifen aufgeschlitzt wurden und sogar Morddrohungen erhielt.
Ursachen für steigende Aggression
Was genau für die zunehmende Gewalt und Aggression durch Tierhalter*innen gegenüber tiermedizinischem Personal verantwortlich ist, ist nicht klar. Ein Tierarzt des Heilbronner Kleintierzentrums macht die steigenden Erwartungen der Tierhalter*innen dafür verantwortlich.
Eine andere Tierärztin erklärt sich die Situation damit, dass immer weniger Tierärzt*innen jederzeit in der Nähe verfügbar sind. „Die Leute haben häufig weite Wege hinter sich, mehrere Tierärzt*innen oder Praxen schon angefahren und finden immer weniger Praxen, wo sie aufgenommen werden." Die Klient*innen kämen oft schon mit einem sehr hohen Stresslevel in der Praxis an - oftmals eine schwierige Situation. „Da bräuchte man erstmal einen Psychologen", meint so die Tierärztin.
Vorsichtsmaßnahmen für Tierarztpraxen
Doch was können Tierärzt*innen tun, um sich zu schützen? Auch Katharina Möhler, Leiterin des Kleintierzentrums AniCura in Heilbronn, hat sich schon viel mit der Frage beschäftigt. So versucht sie ihre Mitarbeitenden anzuleiten, auf Deeskalation zu setzen und arbeitet gemeinsam mit ihnen entsprechende Situationen in Teambesprechungen auf.
Auch beim Bau der Klinik vor etwa 2 Jahren wurde auf besondere Sicherheitsstandards, wie Videoüberwachung und abschließbare Bereiche geachtet.
Bundesweites Phänomen
Laut der Präsidentin der Landestierärztekammer Baden-Württemberg ist die Gewalt und Aggression gegen Tierärzt*innen inzwischen ein bundesweites Problem. In vielen Gesprächen mit Kolleg*innen aus ganz Deutschland wurden ihr bereits von ähnlichen Vorfällen wie im Kleintierzentrum Heilbronn berichtet. Daher fordert sie die Politik dazu auf, auch Gewaltpräventionsprogramme für Tierärzt*innen zu fördern und höhere Strafen für die Vergehen einzuführen.
Quelle (nach Angaben von):
(JD)


