PolitikBerliner Landestierschutzbeauftragte vorerst freigestellt

Die Berliner Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann wurde von ihren Aufgaben entbunden– genauere Gründe hierfür sind unbekannt.

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Die Berliner Landestierschutzbeauftragte wurde Ende Februar freigestellt.

Seit kurzem gibt es in Berlin keine offizielle Ansprechperson für den Tierschutz mehr, denn die bisherige Amtsinhaberin Kathrin Herrmann wurde von der Senatsverwaltung von ihren Aufgaben entbunden. Genaue Gründe hierfür sind nicht bekannt.

Hintergrund

Im November 2020 wurde Kathrin Herrmann durch den rot-grün geführten Berliner Senat zur Landestierschutzbeauftragten benannt. Seitdem hat sie sich unter anderem für die Reduktion von Tierversuchen und für ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement eingesetzt. Ihre Aufgabe sollte sie bewusst weitgehend politisch unabhängig und fachaufsichtlich weisungsfrei gestalten können, sodass auch eine eigenständige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit möglich sei. 

Kurz nach dem Regierungswechsel im April 2023 sollen die Handlungsmöglichkeiten der Landestierschutzbeauftragten durch die neue Regierung schrittweise eingegrenzt worden sein. So kündigte die neue Justizsenatorin Felor Badenberg im vergangenen Frühjahr an, die Tierschutzbeauftragte in die Behördenhierarchie der Justizverwaltung einzugliedern. Zudem wurde Herrmanns Budget drastisch gekürzt – von ursprünglich 400.000 € auf nur noch 19.000 €. Auch ein geplantes Budget von 200.000 € für ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement wurde gestrichen.

Es kam wohl zu immer größer werdenden Differenzen, sodass Herrmann Medienberichten zufolge 4 Abmahnungen erhielt. Ende Februar 2025 folgte dann überraschend die Freistellung.

Die Landestierschutzbeauftragte hat sich entschieden, juristisch gegen die Abmahnungen vorzugehen. Bereits Mitte Februar soll sie dahingehend Klage beim Arbeitsgericht eingereicht haben. Derzeit laufen wohl Bemühungen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, so ein Bericht der Agrarwelt.

Über Kathrin Herrmann

Die Fachtierärztin für Tierschutz, Tierethik und Tierschutzrecht ist seit November 2020 Landestierschutzbeauftragte von Berlin. Nach ihrer Promotion arbeitete sie fast 10 Jahre lang am Landesamt für Gesundheit und Soziales für die Prüfung von Tierversuchsanträgen sowie die Überwachung von Versuchstierhaltungen. 

Herrmanns Arbeitsschwerpunkte sind neben Tierversuchen die landwirtschaftliche Tierproduktion und deren Einfluss auf Umwelt, Klima, Zoonosen und Antibiotikaresistenzen.

Rückkehr gefordert

Viele Bürger*innen, Tierschutzverbände, Unternehmen und Behörden schätzen die Arbeit und Fachkompetenz von Kathrin Herrmann. Daher fordern diese die Rückkehr von Herrmann als Landestierschutzbeauftragte. In einem offenen Brief an die zuständige Senatorin äußern sich die Unterstützer*innen von Herrmann besorgt über die aktuellen Entwicklungen und betonen, dass die Landestierschutzbeauftragte weiter unabhängig arbeiten können muss.

Ohne eine engagierte und unabhängige Tierschutzbeauftragte befürchten die Ersteller des Briefes schwerwiegende Folgen für den Tierschutz in Berlin, da bereits jetzt zentrale Tierschutzprojekte durch das Vorgehen der Senatsverwaltung verzögert oder gestoppt werden würden. Auch für das Amt der Tierschutzbeauftragten in anderen Bundesländern sei das Vorgehen der Senatsverwaltung ein alarmierendes Zeichen. Es könnte als schlechtes Vorbild dienen und weitere Tierschutzbeauftragte gefährden, befürchtet ein breites Bündnis bestehend aus NGOs wie Ärzte gegen Tierversuche und dem Bundesverband Tierschutz.

Was machen Landestierschutzbeauftragte eigentlich?

Landestierschutzbeauftragte haben viele Aufgaben. Dazu zählen vor allem beratende Tätigkeiten. Sie beraten die für Tierschutz zuständige Senatsverwaltung in allen Tierschutz-Angelegenheiten. Dafür müssen sie z.B. auch Stellungnahmen zu speziellen tierschutzfachlichen und tierschutzrechtlichen Fragen schreiben, Gutachten auswerten und Öffentlichkeitsarbeit leisten.

Weitere Aufgaben sind u.a.:

  • Geschäftsführung des Tierschutzbeirats
  • Kooperation mit Tierschutzbeauftragten anderer Bundesländer
  • Hinweis und Beseitigung von Tierschutzmissständen
  • finanzielle Unterstützung von ausgewählten Tierschutzprojekten
  • Zusammenstellung, Vorbereitung und Anbieten von Informations- und Bildungsmaterial, z. B. für Tierschutzvereine und Schulen

Quelle (nach Angaben von):

Berlin entlässt Tierschutzbeauftragte – Klage eingereicht | Aktuelle Landwirtschafts- und Landtechnik-Nachrichten. 03.03.2025
Stabsstelle der Landestierschutzbeauftragten - Berlin.de. 10.03.2025

Tierschutz-Kahlschlag geht weiter: Berlin stellt Landestierschutzbeauftragte frei – tierrechte.de – menschen für tierrechte – bundesverband der tierversuchsgegner e.v. 10.03.2025
Breites Bündnis fordert Rückkehr der Berliner Landestierschutzbeauftragten – Ärzte gegen Tierversuche. 06.03.2025

(JD)