KameleFeiern Kamele in Europa bald ihr Comeback?

Durch den Klimawandel, ihre Anpassungsfähigkeit an trockene Bedingungen und ihre Eigenschaften als Nutztier könnten Kamele künftig in der europäischen Tierhaltung eine größere Rolle spielen. 

Kamele auf der Weide
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In den letzten Jahrzehnten hat die Kamelzucht in Europa einen Aufschwung erlebt.

In der Vergangenheit spielten Dromedare (Camelus dromedarius) und Trampeltiere (Camelus bactrianus) eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft, der Logistik des Römischen Reichs sowie bei mittelalterlichen Ritualen und hinterließen archäologische und kulturelle Spuren in ganz Europa – darauf weist eine aktuelle italienisch-französische Studie unter Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hin. Nach einem Rückgang im Mittelalter waren Kamele weitgehend auf exotische Sammlungen beschränkt.

Haltung von Kamelen wieder beliebter

In den letzten Jahrzehnten hat die Kamelzucht jedoch einen Aufschwung erlebt, der in erster Linie auf den Tourismus und die Nachfrage nach Kamelmilch zurückzuführen ist. Schätzungsweise 5000 bis 6000 Kamele leben heute in Europa. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit an raue Klimabedingungen und ihrer ernährungsphysiologischen Vorteile stehen die Tierhalter*innen vor Herausforderungen wie „kleine Populationsgrößen, zersplitterte und geografisch weit verstreute Zuchtbemühungen und das Fehlen eines auf Kamele zugeschnittenen Rechtsrahmens“, betont Studien-Co-Autorin Pamela Burger vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni. Hinzu kommen das Fehlen von Zuchtorganisationen, Zuchtregistern und genetischen Bewertungssystemen sowie eine geringe Reproduktionsleistung und ein gegenwärtig schlechtes Reproduktionsmanagement dieser Arten.

Geringe genetische Vielfalt

Andererseits haben Fortschritte im Bereich der Genomik neue Möglichkeiten für das genetische Management von Kamelen in Europa geschaffen. Gerade diese Erkenntnisse geben jedoch auch Anlass zur Besorgnis, und zwar über die geringe genetische Vielfalt der in Europa beheimateten Tiere. „Um diese Probleme zu lösen, sind koordinierte internationale Anstrengungen, eine standardisierte Erfassung von Phänotypen und verbesserte Tierschutzrichtlinien erforderlich“, betont Pamela Burger.

Neue Möglichkeiten in der europäischen Tierhaltung

Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Wüstenbildung in Europa werden laut Burger die Anpassungsfähigkeit der Kamele an trockene Umgebungen sowie ihre besonderen Verhaltensmerkmale, ihre Milchzusammensetzung und ihre funktionellen Eigenschaften deutlicher zutage treten und auch vermehrt geschätzt werden. Hier sieht Burger ein interessantes Potenzial als nachhaltiges Nutztier: „Zwar wird die Kamelzucht in Europa in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich nicht die Bedeutung der bekannten, großen Nutztierarten erlangen. Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften könnte das Kamel aber interessante Möglichkeiten zur Diversifizierung in der Tierhaltung bieten, und zwar auch aus dem Blickwinkel der Rentabilität.“

Quelle (nach Angaben von):

Vetmeduni : Klimawandel: Kamele stehen vor ihrem Comeback in Europa. 01.04.2025

(JD)